FRIEDRICH ANI: „LETZTE EHRE“


Fariza Nasri, die Kriminaloberkommissarin mit dem arabischen Vater, kennt die große Lesergemeinde von Friedrich bereits aus dem Roman „all die bewohnten Zimmer“. Nach einer wenig rühmlichen Versetzung in die Provinz ist die 58- Jährige wirder zurück in München.
„Letzte Ehre“ heißt der neue Krimi mit Ich-Erzählerin Fariza im Mittelpunkt.. Nicht unbedingt beliebt im Kollegium, wird sie als gewiefte Verhörspezialistin mit scheinbar unendlicher Geduld allerdings geschätzt. Und da hat sie es zunächst mit dem Fall der vermissten 17-jährigen Finja zu tun, von der nach einer Party jede Spur fehlt.
Da wird die sogenannte informatorische Befragung des angejahrten Unternehmers Barig zu einem ersten Geduldsspiel. Der bräsige Partner der Mutter Finjas hat auf alles eine Antwort und gerade deshalb spürt Fariza, dass Lügen dahinter stecken müssen. Doch während sie hier nach und nach auf gewaltgeneigte Abgründe von Machos mit ersten Potenzproblemen stößt, eröffnet sich ein weiterer, ganz anders gelagerter Fall, der aber ebenfalls gewaltsames Verhalten gegenüber Frauen zum Hintergrund hat.
Fariza muss mit Ungeheuerlichkeiten im Verhalten von Männern gegenüber Frauen fertig werden, die sich dabei nicht einmal irgendeiner Schuld bewusst sind. Und in der nach außen hin fast schon phlegmatisch wirkenden Junggesellin mit mäßigem Alkoholverbrauch brodelt es, zumal sie selbst die sprichwörtliche Leiche im Keller ihrer gerupften Seele liegen hat.
Da hinein platzt der dritte Fall und er betrifft nicht nur erneut eine Frau, diesmal ist es sogar ihre beste Freundin Carin, Ehefrau eines Kollegen. Sie wurde in der eigenen Wohnung mit einem Hammer derartig malträtiert, dass sie im Krankenhaus stirbt. Das lässt Fariza derartig ausrasten, dass sie höchst unprofessionell reagiert und „meiner besten Freundin Unehre“ macht. Mit diesem Tiefpunkt untergräbt sie obendrein die ohnehin schwierigen Ermittlungen und wird suspendiert.
Auch zum Schluss hin bleibt dieser psychologische Krimi dunkel bis düster. Friedrich Ani fesselt dabei weniger mit Action als mit dem Sezieren von Taten, Tätern und Opfern und das wie gewohnt auf sprachlich erlesenem Niveau. Fazit: ein Leckerbissen für Freunde anspruchsvoller Spannungsliteratur.

# Friedrich Ani: Letzte Ehre; 271 Seiten; Suhrkamp Verlag, Berlin; € 22

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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