GERHARD HENSCHEL: SOKO
FUßBALLFIEBER
Gerhard Henschel gehört mit seinen autobiografische gefärbten Tagebuchromanen um Martin
Schlosser zu den interessantesten zeitgenössischen deutschen Autoren. Zuletzt aber
erlaubte er sich einen herrlich hirnrissigen Ausflug mit einem sogenannten
Überregionalkrimi: der wortgewaltigen Satire SOKO Heidefieber.
Und offenbar hat das nicht nur dem Publikum viel Spaß gemacht sondern auch ihm, denn nun
legt er pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft ein neues Abenteuer seiner Kommissare
Gerold Gerold und Ute Fischer aus der Weltstadt Uelzen vor. Konsequenterweise heißt der
Titel denn diesmal auch SOKO Fußballfieber.
Und weil dabei einer von mehreren Fifa-Funktionären ausgerechnet im Uelzener
Hundertwasser-Bahnhof gemeuchelt wird, werden die beiden wackeren Ermittler zur
internationalen SOKO herbeigezogen. Ute Fischer sogar mit einem heiklen Spezialauftrag,
denn sie wird als verdeckte Ermittlerin in die Züricher Fifa-Zentrale eingeschleust und
auf deren Schatzmeister angesetzt.
Kommissar Gerold dagegen wird global von Tatort zu Tatort gescheucht, dabei wollte er doch
viel lieber der geschätzten Kollegin einen Heiratsantrag machen. Während er sich hinter
Mördern abhetzt, stößt Ute Fischer auf einen riesigen Korruptionsskandal. Da hat sich
doch tatsächlich der Sultan des kleinen aber ölreichen Brunei in den Kopf gesetzt, die
Fußball-Weltmeisterschaft 2034 auf seine Insel zu holen was sich ungefähr so
bekloppt anhört, als wolle einer die WM zum Beispiel im Öl-Scheichtum Katar abhalten...
Hier nun kommen auch ein gewisser Franz Beckenbauer und ein Ulrich Höness ins Spiel und
das gestaltet sich ähnlich dreist als Realsatire wie die Abstecher zum DFB. Doch dieses
absurde Gemenge reicht Gerhard Henschel längst noch nicht und deshalb muss wieder ein
echter früherer Kollege aus seiner Zeit bei Titanic herhalten: Thomas Gsella.
Der erlebt eine schwindelerregende Geisterbahnfahrt und kann nur froh sein, dass das Alles
nur Fiktion ist.
Die aber ist voller kauzig-komischer Witz, derbe und so herrlich political incorrect, dass
die schrägen Vögel von Monty Python Pate gestanden haben könnten. Fazit: ein ziemlich
anarchischer Spaß für alle, die es deftig mögen und dabei Fußball nicht zwingend
bierernst nehmen können und wollen.
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