JENS ROSTECK: „BIG SUR“


Big Sur, dieser wilde rund 100 Kilometer lange Küstenstreifen am Pazifik zählt zu den spektakulärsten Landschaften der Welt. Bis zum Bau des Highway No 1, der 1937 fertiggestellt wurde, war diese Küste noch quasi unzugänglich.
Diesem einzigartigen kalifornischen Küstenstreifen hat der Kulturwissenschaftler Jens Rosteck unter dem Titel „Big Sur. Geschichten einer unbezähmbaren Küste“ eine mitreißende Liebeserklärung gewidmet. In zwölf Abhandlungen erzählt er von der mühsamen Annäherung der Menschen an diese Region, um in einem abschließenden Kapitel noch einmal ganz persönlich zu werden.
Bis die Pläne des berühmten Küsten-Highways konkret wurden, gab es keinerlei Verkehrsweg entlang dieses Bereichs des Pazifik. Wer vom Süden in den Norden oder umgekehrt wollte, konnte dies seit spanischen und mexikanischen Zeiten zwischen Monterrey und San Luis Obispo nur auf dem „Camino Royal“, der königlichen Straße im Binnenland bewerkstelligen.
Rosteck beschreibt eingangs die Bestrebungen, endlich diese herrlichen Küstenlandschaften für die Öffentlichkeit zu erschließen. Als der New Deal ein solches Projekt zur Bekämpfung der Großén Depression möglich machte, war das ein ebenso gewaltiges wie komplexes Unternehmen entlang der zerklüfteten Felsenlandschaft. Einschließlich der bildschönen Bixby-Brücke mussten insgesamt 32 technisch anspruchsvolle Brücken gebaut werden.
Angesichts dieser Herausforderungen verwundert es kaum, dass es zahlreiche Zwischenfälle und Unfälle während der jahrelangen Bauarbeiten gab. Bei Rosteck liest sich diese schrittweise Eroberung der Natur abenteuerlich spannend, zugleich erfährt man, wie die Natur so weit wie möglich vor einem Überlaufenwerden durch den Menschen geschützt wurde.
Und wie der Große Süden – nichts anderes heißt der englisch-spanische Ausdruck „Big Sur“ - für viele Menschen zu einem Sehnsuchtsort und Refugium wurde. Allen voran Künstler, bei denen Reiseschriftsteller Rosteck Henry Miller viel Platz einräumt. Der Kultautor fand hier nach exzessiven Jahren für geraume Zeit ein echtes Familienglück.
Legende sind auch die Big Sur Festivals, wo der Autor besonders das 69er mit Joan Baez heraushebt, das zu den besonders herausragenden gezählt wird. Legende sind aber ebenfalls die berühmten Literaten wie Jack Kerouac oder Hunter S. Thompson, der im Übrigen eine der vielleicht treffendsten Charakterisierungen Big Surs äußerte: das sei „ein Paradies für Mythen-Erfinder“. Jens Rosteck aber musste keine Mythen erfinden, sondern einfach nur schreiben, was ist, denn das spendet genug Fernweh, um unbedingt diesen Highway No 1 entlang fahren zu wollen.

# Jens Rosteck: Big Sur. Geschichten einer unbezähmbaren Küste; 255 Seiten; marebuchverlag, Hamburg; € 22

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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