RICK REILLY: DER MANN, DER
NICHT VERLIEREN KANN
Beim Golf-Sport gilt der hehre Grundsatz, dass Schummeln absolut verpönt ist. Das
allerdings Donald Trump zu unterstellen, wäre ohnehin die Untertreibung des Jahrhunderts,
denn offen und plastisch ausgedrückt: Trump bescheißt, wo er geht und spielt und zwar
jeden.
Wie man Golf spielt, entblöße, wie man ist. Das sagt dazu der vielfach preisgekrönte
US-Sportjournalist Rick Reilly in seinem Aufklärungsbuch Der Mann, der nicht
verlieren kann. In den USA rechtzeitig vor den Wahlen publiziert, wurde es sofort
zum Bestseller. Der Grund für diese etwas verspätete Rezension ist, offen gestanden,
einem Hauch von Aberglauben geschuldet - es sollte erst feststehen, dass er DOCH verlieren
kann.
Aber auch wenn man immer wieder mit Unglauben und Fassungslosigkeit das Gebaren des 45.
US-Präsidenten verfolgt hat, ist Reillys Buch eine sehr erhellende Hilfe, wie der
Untertitel klar macht: Warum man Trunp erst dann versteht, wenn man mit ihm
golfen geht. Da kann der Autor aus eigenem Erleben erzählen und das seit
mittlerweile über 30 Jahren.
Das Einzige, was er und Trump jedoch wirklich gemeinsam haben, ist der überschäumende
Enthusiasmus für den Edel-Sport. Trumps Besessenheit geht allerdings über das Spielen
Lichtjahre hinaus, denn er hat es zu einem lukrativen Geschäftsmodell mit immer neuen
Trump-Golfclubs ausgebaut.
Was Reilly hier an nachprüfbaren skrupellosen Schurkenstückchen des pathologischen
Dealmakers aufführt, macht einfach sprachlos. Auch beim Golfen selbst ist der dank
dreisten Bescheißens (man kann es in seinem Fall nicht dezenter umschreiben) einfach
unschlagbar und wenn mit Tiger Woods persönlich spielt. Wobei er nach Zeugenaussagen die
eigentliche Schmutzarbeit gern seine Caddys machen lässt.
Der Autor führt in seinen oft überaus witzigen Ausführungen auch etliche Anekdoten
über die vielen Gold-begeisterten US-Präsidenten an. Soi gesehen dürfte sich
Golf-Fanatiker Trump an sich auf keiner einzigen anständigen Gold-Anlage sehen lassen,
denn Golf ist ein Gentleman-Sport.
Stattdessen rühmt sich dieser notorische Lügenbold Die Wahrheit interessiert Trump
nicht die Bohne.) sogar Rekorde, die jeder Wahrscheinlichkeit widersprechen. Mal ist
es das selbst für Spitzenprofis der Seniorenklasse extrem niedrige Handicap von 2,8 und
dann wieder behauoptet er dauerhaft, 18 Clubmeisterschaften gewonnen zu haben was
Golf-Experte Reilly genüsslich auf maximal zwei herunterrecherchiert.
Das Alles liest sich kurzweilig und könnte zumindest persönlich Betroffene sehr
erheitern wenn dieser Lügner und Prozesshansel mit dem legendär schlechten
Geschmack nicht zum mächtigsten Mann der Welt aufgestiegen wäre. Der selbst angesichts
der offensichtlichen Wahlniederlage seine extrem subjektive Wahrheit vertritt als
Der Mann, der nicht verlieren kann.
Und wer nun mit herzhafter Schadenfreude ein Ätsch! ausrufen möchte, findet
mit diesem Buch ein passendes Vergnügen mit lauter echten Schmankerln, wie sie mancher
Drehbuchautor kaum niederzuschreiben wagen würde.
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