NICOLA BARDOLA: RINGO STARR
DIE BIOGRAPHIE
Das erste Schlagzeug schenkte ihm Stiefvater Harry Graves zu Weihnachten 1957 und der
17-jährige Richard Ritchie Starkey wurde als linkshändiger Autodidakt schon
bald so gut, dass ihn die Bands in Liverpool umwarben. Und dann gab es den Urknall im
Leben des freundlich-fröhlichen Jungen aus einfachen Verhältnissen: er wurde von Manager
Brian Epstein gebucht, um Pete Best bei den Beatles zu ersetzen.
Am 18. August 1962 hatten John, Paul und George ihr erstes Konzert mit ihrem neuen
offiziellen Mitglied, nun Ringo genannt wegen seiner Vorliebe für viele Ringe
an den Fingern. Was nun folgte, ist Geschichte und vielfach beschrieben. Was jedoch
fehlte, war eine Biographie auch zu diesem Beatles-Mitglied. Die legt jetzt der Schweizer
Autor Nicola Bardola unter dem schlichten Titel Ringo Starr Die
Biographie vor.
Deren erster Teil widmet sich der Zeit nach der Trennung der Beatles bis zur Gegenwart.
Der immer ausgeglichene, friedfertige Ringo hatte in all den Jahren der wilden Karriere
immer wieder für die nötige Erdung der musikalischen Genies John und Paul sowie des
hypersensiblen George gesorgt. So sehr, dass Band-Chef John Lennon sogar zitiert wird mit
der Feststellung: Ringo war das Herz der Beatles.
Vielen gilt Ringo noch heute als einer der besten Drummer der Rock-Musik, der wohl
reichste ist er unbestritten. Und als die Ex-Beatles 1970 nach der Trennung jeder mit
Solo-Projekten auftrumpften, staunten die anderen, die dem Kumpel auf jeder
Beatles-Langspielplatte jeweils einen Song zugestanden hatten, wie gerade er nun die
Hitparaden stürmte. An Beliebtheit hatte es der gelernte Schlosser mit der kurzen
Schulausbildung ohnehin von Beginn an mit den Kollegen aufnehmen können.
Die Solokarriere wird ausführlich beschrieben einschließlich einiger privater
Schlingerkurse. Wobei ihn insbesondere die Ermordung Johns im Dezember 1980 sehr intensiv
traf. Zugleich hatte er in dem Jahr mit dem Bond-Girl Barbara Bach die Liebe seines Lebens
kennengelernt. Ihre 1981 geschlossene Ehe war allerdings zunächst von schweren
Alkoholproblemen durchzogen, bis sich beide 1988 selbst in die Entziehungsklinik
einwiesen. Offenbar erfolgreich, denn glücklich verheiratet sind sie bis heute.
Erst in Teil 2 geht Nicola Bardola auf Ringos Herkunft und Jugend ein und man erfährt,
wie er in jungen Jahren gesundheitlich so belastet war, dass er beinahe gestorben wäre.
Und auch später gab es mehrere Situationen, in denen er nur haarscharf überlebte. Teil 3
schließlich schildert die vielfältigen Talente des Mannes, der eben weit mehr war und
ist, als nur ein Ex-Beatle. Ob als Schauspieler, Filmemacher, Fotograf oder
Herz seiner All-Starr-Band stets vertritt er dabei seine Ideale Peace &
Love.
Sein Privatleben hat Ringo als eingefleischter Familienmensch (drei Kinder, acht Enkel,
ein Urenkel) im Übrigen immer weitgehend abgeschirmt, er war aber auch nie eine
Skandalnudel. So ist denn auch dieses Buch zum erheblichen Teil mehr die Chronik eines
bewegten Musikerlebens als eine Biographie im tieferen Sinne. Um so mehr jedoch stehen
auch die vielen in mittlerweile 50 Jahre aufgenommenen Alben und viele andere markante
Punkte seiner langen Karriere im Vordergrund.
Fazit: am 7. Juli soeben 80 Jahre alt geworden, ist das ähnlich kaum zu fassen wie die
Tatsache, dass der überaus sympathische Ringo bereits ganz unruhig auf das Abebben der
Coronakrise wartet, um endlich wieder auf Tournee gehen zu können.
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