JASON STARR:
SEITENSPRUNG
Über 100 Seiten Anlauf nimmt Jason Starrs jüngster Roman Seitensprung. Man
lernt den Mittvierziger Jack Harper kennen, einst erfolgreicher Rock-Gitarrist, jetzt
frustrierter Immobilienmakler mit mäßigem Erfolg und zu teurer Wohnung in Manhattan.
Entspreched mau läuft die Ehe mit Maria, die mehr verdient als er. Einziger Lichtblick
für Jack ist der achtjährige Sohn Jonah. Da meldet sich sein früherer Band-Kollege Rob
bei ihm wegen einer Wohnung. Der prahlerische Kotzbrocken hat es in Los Angeles zu etwas
gebracht und sucht nin für Abstecher nach New York ein Refugium für heimliche
Sex-Treffs.
Er schwärmt Ich-Erzähler Jack von den Annehmlichkeiten des Dating-Portals Discreet
Hookup vor, in dem sich vor allem Sex-Interessierte mit Ehering tummeln. Jack will
eigentlich nichts dergleichen, geht nach einem weiteren öden Abend mit Maria dennoch
diskret ins Netz zu D-Hoo. Und stößt auf auf eine Lady mit Decknamen Fugitive
Red. Mit der er sich auf Anhieb so gut versteht, dass er sich ihrem Werben nicht
entziehen kann.
Der Flirt wird verlockend, selbst als die Dame, die schließlich ihren echten Namen mit
Sophie angibt, von SM-Vorstellungen faselt, aber auch andeutet, dass sie einen
gewalttätiges Scheusal zum Ehemann hat. Der explizite Sex-Chat regt Jack so sehr an, dass
er sich auf ein Date mit ihr verabredet, in eine vornehmen Townhouse in der Stadt, ihrem
zweiten Wohnsitz.
Hin- und hergerissen geht Jack zwar zu dem Treffen, aber nur, um Sophie zu sagen, dass er
doch nicht fremdgehen will. Um so größer ist der Schock, als er die Dame tot im
Schlafzimmer des Edeldomizils vorfindet mit einer roten Krawatte um den Hals
geschlungen und Blut am Kopf. Völlig daneben macht er von nun an einen Fehler nach dem
anderen.
Das beginnt schon mit dem ungeschickten Anruf bei der Polizei, die ihn sogleich rüde
unter Verdacht nimmt. Und Jack stößt mit Nick Barrasco vom NYPD auf einen Ermittler, der
sich genüsslich als ebenso zynischer wie sadistischer Schweinehund aufführt. Wobei es
ihm der impulsiv und emotional reagierende Jack nicht nur durch immer neue Ausrutscher
leicht macht. Hinzu kommt seine Vergangenheit als trockener Alkoholiker samt kleiner
Vorstrafen wegen Prügeleien in der schlimmen Zeit.
Nach ersten Verhören wird er allerdings trotzdem freigelassen, doch der Albtraum fängt
nun erst richtig an und die Achterbahn, auf die er gerät, kennt offenbar nur eine
Richtung: immer weiter dreht sich die Spirale unentrinnbar nach unten. Inzwischen ist der
Roman längst zum rasanten Psychothriller geworden und es sei nur noch eines verraten: es
bleibt bis zuletzt packend und voller überraschender Wendungen. Zumal hier ja nur aus
einer Sicht erzählt wird und Jack sich bei aller Larmoyanz zielsicher ins Verderben
reitet.
Fazit: Hochspannung ist angesagt und das Alles ist ohne viel Action und Gewalt trotzdem
absolut filmreif.
|