INGO ARNDT/JÜRGEN TAUTZ: „HONIGBIENEN“


Gerade hatte der vielfach preisgekrönte Naturfotograf Ingo Arndt mit dem Textbildband „Pumaland“ eine sensationelle Entdeckungsreise in weitgehend unbekannte Sphären dokumentiert, da überbietet er sich selbst.
Über acht Monate Arbeit vor Ort bot er auf und brach auf in absolutes Neuland: „Honigbienen. Geheimnisvolle Waldbewohner“. Bei dem neuen Werk stand ihm der renommierteste deutsche Bienenforscher Professor Dr. Jürgen Tautz, emeritierter Dozent am Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, zur Seite.
Bei der Apis mellifera handelt es sich allerdings um die wild lebende Westliche Honigbiene, die ohne die Domestizierung des Menschen zum Haustier ein hochbelastbares Lebewesen ist. Widerstandsfähig und mit immer wieder verblüffendes Aspekten im Verhalten, Sozialleben und der Ökologie. In der Regel bezieht ein solcher Schwarm quasi als Nachmieter verlassene Schwarzspechthöhlen, die umgehend auf beeindruckende Weise „wohnlich“ hergerichtet werden.
Wobei sich ein solches Nest in vielerlei Hinsicht erheblich vom Bienenstock der Imkerbienen unterscheidet. Die meisten Bienenschwärme scheitern mit der Anlage eines neuen Nestes, wo es jedoch gelingt, bleibt eine solche Bienenkolonie über Jahre in diesem höchst komplex angelegten Staatssystem. Wichtigstes Existenzgrundlage ist stets die konstante Temperatur von 35° Celsius und natürlich spielt Hygiene eine lebenswichtige Rolle im Bau.
Mit faszinierenden Nah- und Makroaufnahmen bis in die Tiefen der Behausung stellt Arndt erstmals das Leben dieser wenig erforschten Insekten vor. Das einzigartige Zusammenwirken des gesamten Bienenvolkes bei der Herstellung der Wunderwerke der Waben als Gemeinschaftsleistung offenbarte viele Geheimnisse, die Bienenexperte Tautz ebenso anschaulich wie fesselnd erläutert.
Und auch er war spürbar begeistert über die Überlebensfähigkeit dieser Spezies, die er teils mit raffiniert angelegten Experimenten untersuchte. Andere Geheimnisse eröffneten sich aus spannenden Fotoreihen wie bei der Abwehr von Fressfeinden wie den Wespen und Hornissen. Außerhalb des Baus ist jede Begegnung tödlich für die friedlichen Honigsammler, doch wehe, die mächtige Hornisse wagt sich hinein – sie wird nicht etwa mit Giftstacheln angegriffen, sondern auf atemberaubende Weise „totgeheizt“.
Immer neue Erkenntnisse hatten Arndt und Tautz bei Aspekten wie Nestklimatisierung, Navigation und Kommunikation und vielem mehr. Abschließend stellt das Buch noch den seltenen Beruf des Zeidlers vor, dem Sammler von Wildhonig. „Die Arbeit mit Honigbienen erfordert ein gewisses Maß an Leidensfähigkeit“, erklärt der Naturfotograf abschließend. Das Ergebnis aber ist eines der grandiosesten Naturbücher der letzten Jahre, das neben den sensationellen Bildern auch ebensolche Entdeckungen offenbart.

# Ingo Arndt/Jürgen Tautz: Honigbienen - Geheimnisvolle Waldbewohner; 192 Seiten, 173 farbige Abb., Großformat; Knesebeck Verlag, München;

€ 38

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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