WALTER L. BERNECKER u.a.:
WELTREICH SPANIEN
Ebenso spannend wie widersprüchlich erwies sich das Spanische Weltreich, wo zu Zeiten
Kaiser Karls V. bekanntlich die Sonne nicht unterging. Eine kompakte
Geschichte dieses ersten neuzeitlichen Imperiums haben nun Walter L. Bernecker und weitere
Experten in Zusammenarbeiten mit DAMALS Das Magazin für Geschichte
herausgebracht.
Unter dem Titel Weltreich Spanien. Das Goldene Zeitalter spannt sich der Bogen
vom 15. Jahrhundert bis Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Verlust der letzten großen
Kolonien. Wobei ein Terminus technicus nur bedingt zutrifft, denn es gab über lange Zeit
gar keine wirklich spanische Nation, weshalb es korrekt iberische Reiche
heißen müsste.
So waren es im großen Schicksalsjahr 1492 fünf Königreiche, die den Mauren zu Beginn
dieses Jahres das letzte von ihnen beherrschte stück iberischen Bodens abnahmen. Und erst
mit Karl I. als gemeinsamen König in Personalunion gab es ab 1516 einen einzigen
Herrscher. Doch 1492 war ja auch das Jahr, da Christoph Columbus im Oktober Amerika
entdeckte und den Grundstein für das Weltreich legte.
Der Reconquista Spaniens folgte die Conquista des neuen Kontinents, eine Eroberung, die
mit dem hehren Ziel der Verbreitung des Christentums verbrämt wurde. Die
Kolonialherrschaft einschließlich der Ausbeutung der Gold- und Silberschätze schuf die
Grundlage für das iberische Imperium. Während einerseits die Allianz von Krone und
katholischer Kirche Instrumente wie die Inquisition schuf, entwickelte sich andererseits
in Kunst und Kultur das Siglio de Oro (Goldenes Zeitalter) mit Künstlern wie
Cervantes, Velazquez und Lope de Vega.
Wie der beispiellose Aufstieg sich abspielte und die Glanzzeit bereits im 17. Jahrhundert
das Imperium durch Religions- und andere Kriege wie auch eine schrumpfende Bevölkerung zu
einem Riesen auf tönernen Füßen erodierte, ist in kompakten, sehr
anschaulichen Kapiteln hervorragend dargestellt.
Kriege gegen die Osmanen, gegen das aufsteigende England unter Elisabeth I., der
Freiheitskampf der Niederlande und ungeschicktes politischen Handeln zehrten die Kraft der
Großmacht so sehr auf, dass der Erbfolgekrieg 1713 endgültig die Vorherrschaft in Europa
kostete. Dem im 19. Jahrhundert Niedergang und Verlust des Kolonialreiches folgten und
Spanien bis in die weltpolitische Bedeutungslosigkeit trieben.
Der illustre Textbildband überzeugt auch mit hervorragendem Bildmaterial und bietet für
jeden interessierten Laien eine fachkundige und sinnvoll gebündelte Kurzgeschichte einer
ebenso spannenden wie folgenreichen Epoche europäischer und Weltgeschichte.
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