CARRIE CALLAGHAN: DIE
NACHTMALERIN
Als im sogenannten Goldenen Zeitalter in den Niederlande grandiose Gemälde zu hunderten
entstanden, waren ihre Schöpfer mit all den berühmten Namen durchweg Männer. Doch es
gab auch Frauen mit großer Meisterschaft, wenngleich man nur wenig von ihnen weiß und
kaum Werke überliefert sind.
Mit einer Ausnahme: Judith Leyster (1609-1660). Ihr hat nun US-Autorin Carrie Callaghan
die Romanbiografie Die Nachtmalerin gewidmet. Früh beginnt die junge Frau aus
Harlem eine Ausbildung beim Maler und Radierer Frans Pieter de Grebber und dessen Tochter
Maria spielt als Freundin Judiths eine wichtige Rolle in dem Geschehen. Auch sie hat es
wirklich gegeben, doch von ihr ist noch viel weniger überliefert.
Als Fiktion erzählt die Autorin den Weg des selbstbewussten Fräuleins, das sich
erdreistete, bereits ein kleines Atelier anzumieten, bevor dies unter Erwerb der
Anerkennung als Meisterin überhaupßt gedurft hätte. Gerade in Harlem war die Gilde der
Maler sehr streng und wacht eifersüchtig und falls notwendig auch mit bitterbösen
Intrigen darüber, dass kein Außenseiter dort Gemälde verkaufte.
Wie Judith es dennoch schaffte, schließlich als eine der ersten weiblichen Meister in
diese abgeschottete Gemeinschaft aufgenommen zu werden, liest sich auf ruhige Weise
spannend und hat auch seine düsteren Momente. Auch Freundin Maria will im Übrigen als
Malerin anerkannt werden, tut sich aber ungleich schwerer soweit es die
hervorragenden Recherchen der Autorin hergeben. Ihre Rolle als tiefgläubige Katholikin,
die wegen einer früheren Sünde zur Selbstkasteiung neigt, bleibt dabei eher diffus,
zumal ihr Geheimnis nicht gelüftet wird.
Ansonsten aber überzeugen auch die überwiegend historisch belegten
Charaktere in diesem überaus dichten atmosphärischen Roman. Zum großen Lesevergnügen
trägt vor allem auch das fesselnde Zeit- und Lokalkolorit bei. Gerade die klare,
schnörkellose Sprache, mit der das harte Leben jener Epoche geschildert wird, ist weit
entfernt vom oft üblichen Schwulst von Historienromanen und klingt lange nach.
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