JANE BIRKIN: „MUNKEY DIARIES“


Über Jahrzehnte hat die britische Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin Tagebuch geschrieben. Nun hat sie sich dazu durchgerungen, sie zu veröffentlichen. Der erste Band umfasst die Jahre 1957 bis 1982 und der zweite Teil ist in Vorbereitung.
„Munkey Diaries. Die privaten Tagebücher“ lautet der Titel, wobei Munkey der Stoffaffe war, der sie in jungen Jahren stets begeleitet hat. Gabrielle Crawford sorgte für die Lesbarmachung und scannte auch zahlreichen Originalzeichnungen Birkins ein. Doch dieses Buch enthält mehr als die teils sehr offenen und auch recht intimen Tagebucheintragungen, denn der einstige Star lässt auch viele Erinnerungen an Ereignisse von früher einfließen.
Es sind also eher Memoiren, die man allerdings dank unterschiedlicher Schrifttypen leicht voneinander unterscheiden kann. Als Jane Birkin nun mit elf Jahren mit den Tagebüchern beginnt, sind die natürlich sehr direkt und kindlich naiv, eine gewisse Naivität oder Unreife aber zeiht sich sehr lange durch die Aufzeichnungen. Schließlich ist das Mädchen aus der Upperclass wohlbehütet aufgewachsen und träumt als Teenager von einer Schauspielkarriere wie die ihrer Mutter.
Stattdessen ist sie mit gerade 19 mit dem bereits arrivierten Komponisten John Barry (u.a. die James-Bond-Erkennungsmelodie) verheiratet. Ein Fehler aus Unreife und wenige Monate nach Geburt der Tochter Kate verlässt sie ihn deprimiert. Sie vertraut dem Tagebuch viele Aspekte ihrer Leidenszeit an, aber ebenso ihren Weg zur Filmschauspielerin. Doch gerade von solchen Erfolgsstreifen wie „Blow up“, „Der Swimmingpool“ oder „Das wilde Schaf“ erfährt man nur beiläufig einige konkrete Details und weitgehend lediglich Auswirkungen aufs persönliche Befinden.
Offenherzig wird es dagegen mit dem Kennenlernen von Langzeitpartner Serge Gainsbourg (1928-1991) bei den Dreharbeiten zu dem Film „Slogan“. Mit dem Duett „Je t'aime – moi non plus“ machte der Musiker sie 1969 dank des höchst erotischen Stöhnens auf der skandalumwogten Schallplattenaufnahme auch als Sängerin zum Star.
Schon 1970 empfindet sie sich als sehr glücklich und schwelgt in Erinnerungen an teils ausgesprochen skurrile Erlebnisse wie den gemeinsamen Besuch in einem Bordell. Immer wieder kommen sehr persönliche Befindlichkeiten bis hin zu Begierden aber auch Leidensphasen zur Sprache. Während sie sich einerseits selbst nicht als der Star und die Stil-Ikone sieht, sie immer mehr und für viele Jahre wird, lässt sie auch die Beziehung zu ihren drei Töchtern deutlich werden.
Und lässt durchaus erkennen, dass der wechselhafte Gefühlsmensch Jane Birkin als Mutter allerlei Selbstzweifel hegt. Wohl nicht zu unrecht, denn das Tagebuchschreiben bricht im Jahr 2013 abrupt ab, als sich Tochter Kate das Leben nimmt. Andererseits ist da aber auch der Stolz auf deren Schwestern Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon, beides erfolgreiche Schauspielerinnen.
Fazit: die Chronik eines bewegten Lebens, zuweilen arg menschelnd, aber auch mit vielen illustren Einblicken in eine Prominentenvita. Die durchaus einiges Interesse an Teil 2 wecken.


# Jane Birkin: Munkey Diaries. Die privaten Tagebücher (aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer); 348 Seiten, div. SW-Abb.; Penguin Verlag, München; € 25

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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