VOLKER KLÜPFEL/MICHAEL KOBR:
DRAUßEN
Das Autorengespann Volker Klüpfel und Michael Kobr legt mit den Krimis um den kauzigen
Kommissar Kluftinger einen Bestseller nach dem anderen vor, Mit ihrem jüngsten Roman aber
haben die Beiden einen drastischen Genre-Wechsel vorgenommen: statt Allgäuer
Regionalkrimi mit humorigem Unterton nun ein knallharter Thriller.
Der Titel heißt Draußen und ist wörtlich zu nehmen, denn das meiste
spielt sich nicht nur draußen ab, sondern in einem regelrechten Urwald im
Brandenburgischen. Als Einstieg wird dort die 17-jährige Cayenne bei einem Streifzug vn
einem unbekannten Unhold angegriffen. Erstmals muss sie die im unerbittlichen
Kampftraining erworbenen Fähigkeiten einsetzen.
Ganz offensichtlich geht es dem Angreifer nicht um Sex sondern schlicht um ihren Tod. Was
Cayenne ebenso wenig versteht, wie die Gründe, warum Stephan, der narbengesichtige
Survivalkämpfer, sie und ihren jüngeren Bruder Joshua seit geraumer Zeit vor aller Welt
verbirgt, immer wieder die Verstecke wechselt und sie gnadenlosem Überlebenstraining
unterzieht.
Bedeutet der Angriff, dass das Trio doch aufgespürt worden ist von den Schergen, für die
die beiden Teenager anscheinend eine Gefährdung darstellen? Doch der nächste
Handlungsstrang führt zu ganz anderen Dingen. Vor allem zu dem Lobbyisten Jürgen Wagner,
der im Bundestag seine Strippen zieht. Auf kriminelle Weise und wo Bestechung und
Erpressung nicht zum Ziel führen, setzt er Handlanger für die ganz große Arbeit ein.
Zugleich führt der Roman hier auch in die obskure Gedankenwelt der Prepper-Szene, von
Reichsbürgern und der französischen Fremdenlegion. Rasant treibt das Geschehen voran und
bietet weitere Nebenschauplätze, bleibt dabei aber stets actionreich und zugleich
rätselhaft. Und doch läuft gut konstruiert alles aufeinander zu und offenbart im
rabiaten Finale sämtliche Zusammenhänge.
Ob gigantische Stromausfallszenerie, ob Hetzjagden oder berserkerhafte Zweikämpfe auf den
Tod das Alles ist clever und hochspannend verfasst. Beeindruckend ist die
atmosphärische Dichte insbesondere in den starken Urwaldszenen. Die ausufernden
Gewaltorgien machen Draußen allerdings zu einem sehr amerikanisch
auftretenden Reißer und auch die Logik des Ganzen sollte man nicht zu intensiv
hinterfragen. Fazit: gut geschriebene Unterhaltungslektüre für Hartgesottene. Nicht
mehr, aber auch nicht weniger.
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