MICHAEL PALIN: „EREBUS“


Über 150 Jahre lang blieben Schicksal und Verbleib des britischen Forschungsschiffes „Erebus“ ein Rätsel. Erst 2014 wurde das Wrack des Schiffes eher zufällig vor der Nordküste Kanadas gefunden.
Für Michael Palin, Mitglied der einstigen weltberühmten Komikertruppe „Monthy Python's Flying Circus“ wie auch Autor von Romanen und Reiseberichten, waren diese Meldung und die erstaunlichen Erkenntnisse aus dem Fund der Anstoß zu einem Buch. Mit intensiver Recherche und großer Leidenschaft widmete er sich diesem Projekt „Erebus. Ein Schiff, zwei Fahrten und das weltweit größte Rätsel auf See“.
Ein intensiver und romanhaft lebendiger Reisebricht ist daraus entstanden. Der allerdings recht beschaulich einsetzt mit den zeitlichen Umständen, in denen das Schiff 1826 entstand. Als sogenannte Bombarde für den Marinedienst gebaut, war die knapp 32 Meter lange „Erebus“ mit ihrem geringen Tiefgang weder besonders schnell noch wendig, aber ausgesprochen wetterfest.
Nach unspektakulären Dienstfahrten im Mittelmeer wird es erst spannend, als die „Erebus“ 1839 eigens für Antarktisfahrten umgebaut wurde und gemeinsam mit der Bombarde „Terror“ unter dem Kommando von James Clark Ross in See stach. Außerordentlich lebendig schildert Palin dazu dies Leben an Bord, zieht Tagebücher, Briefe und Forschungsberichte bei und lässt auch seinen legendären Humor in passender Weise einfließen.
Die vier Jahre dauernde Reise, bei der die Schiffe den südlichen Polarkreis überqueren, gilt als voller Erfolg und veranlasst zu neuen Expeditionen. Ausgerüstet diesmal für die Arktis, ist die Erkundung der immer noch unerforschten Nordwestpassage das Ziel, nachdem ein erster Versuch 1818 scheiterte. So stachen „Erebus“ und „Terror“ unter der Führung von Sir John Franklin am 19. Mai 1845 mit 134 Männern in See.
Zuletzt Ende Juli 1845 in der Baffin Bay (zwischen Kanada und Grönland) gesehen, verlieren sich die Spuren von da an. Vom weiteren Schicksal wusste man nur durch Funde, die ab 1847 mehrere Rettungsexpeditionen machten. So steht fest, dass die „Erebus“ von 1846 bis 1848 im Eis eingeschlossen war und dass es Versuche von Teilen der Mannschaft gab, sich zu Fuß zu retten.
Insgesamt kehrten lediglich vier Crewmitglieder heim, allerdings auch nur, weil sie die Expedition noch verließen, bevor diese das Polarmeer erreichte. Über das Ende der übrigen gibt es nur Vermutungen, Entkräftung und Eiseskälte aber dürften die Hauptursachen gewesen sein. Doch auch hiuer gelingt Michael Palin eine ebenso atmosphärisch dichte wie authentische Darstellung der Geschehnisse aus einer Zeit, als Forschergeist und die Jagd nach Ruhm immer wieder wagemutige Männer in gefährliche Abenteuer ziehen ließ.
Fazit: eine sehr unterhaltsame Hommage an ein legendäres Schiff und seine Crew.

# Michael Palin: Erebus. Ein Schiff, zwei Fahrten und das weltweit größte Rätsel auf See (aus dem Englischen von Rudolf Mast); 399 Seiten, div. Abb.; marebuchverlag, Hamburg; € 28

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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