DEBORAH LEVY: „WAS DAS LEBEN KOSTET“


Deborah Levy lebt in London und erhielt für ihre Dramen, Romane und Gedichte zahlreiche Auszeichnungen. Ganz persönlich wurde die jetzt 60-Jährige aber mit Band 1 ihrer als „living biography“ bezeichneten Bestandsaufnahmen ihres eigenen Lebens.
Teil 1 unter dem Titel „Things I don't want to know erschien nicht auf Deutsch. In ihm beschrieb sie insbesondere die Zeit mit ihrer greisen Mutter bis zu deren Ableben. Nun aber liegt Teil 2 dieser Memoiren vor und trägt den Titel „Was das Leben kostet“. Hier widmet sie sich im Wesentlichen dem Bruch in ihrem Leben im Alter von 50 Jahren.
Ihre langjährige Ehe zerbrach und das Haus, für das sie als Ehepaar lange abzahlen mussten und das sie liebevoll eingerichtet hatte, wurde verkauft. Die ältere Tochter zog fort und mit der jüngeren mietete sie sich in einem großen, heruntergekommenen Wohnblock im Londoner Norden ein, wo kaum Platz für ihre Schreibarbeit war. Und ein Jahr später lag ihre Mutter im Sterben.
Doch Deborah Levy berichtet ohne jegliches Selbstmitleid in ihren geschliffenen, auf das Wesentliche zurechtgefeilten Sätzen. Das Überwinden des Schmerzes und die Notwendigkeit zu kämpfen erforderten alle Kraft: „Ich hatte Energie, weil mir nichts anderes blieb, als Energie zu haben.“ Natürlich war es leichter für jemanden wie sie, die die nötigen geistigen und zeitlichen Freiräume als Kreativschaffende hatte und auch wirtschaftlich nicht in ein Nichts stürzte.
Dennoch wurde es ein harter Weg in ein neues selbstbestimmtes Leben mit mehr Freiheit aber auch mehr Unsicherheit. Und sie beobachtet mit schonungsloser Schärfe, wie insbesondere Männer immer wieder dazu neigen, im Miteinander zu zweit sich selbst als Hauptfigur und das Gegenüber als Nebenfigur anzusehen.
Es ist die Bestandsaufnahme eines Freischwimmens in einer schwierigen Lebensphase und eines macht die Autorin nüchtern klar: „Freiheit ist nie umsonst.“ Fazit: stilistisch exzellent geschrieben der Zustandsbericht einer modernen Frau nach einem großen Bruch im Leben.

# Deborah Levy: Was das Leben kostet (aus dem Englischen von Barbara Schaden); 158 Seiten; Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg; € 20

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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