THE WASHINGTON POST (Hrsg.): „DER MUELLER-REPORT“


Auf diese Veröffentlichung haben weltweit Millionen Politikinteressierter mit Spannung gewartet: „Bericht über die Untersuchung zu russischer Einflussnahme auf die Präsidentschaftswahlen von 2016“. Ausgefertigt im März 2019 von Sonderermittler Robert S. Mueller III. in Washington, D.C.
Nach ihm wurde der Bericht schlicht als „Der Mueller- Report“ benannt und als Herausgeber des gewaltigen Buches fungierte mit der „Washington Post“ eine der schärfsten Trump-kritischen Medien. Die Zeitung, deren Reporter einst schon Präsident Richard M. Nixon über den Watergate-Skandal zu Fall brachten, schickt eine Einführung und Analyse durch die Journalisten Rosalind S. Helderman und Matt Zapotosky voraus.
Ebenso enthalten ist eine Chronik der wichtigsten Ereignisse der Sonderermittlungen sowie ein Glossar der beteiligten Personen und Institutionen. Schon im Inhaltsverzeichnis des eigentlichen Berichts gibt es die ersten seitens der Trump-Regierung durchgedrückten Schwärzungen im Text, die dem Kongress und der Öffentlichkeit gegenüber vorgenommen wurden. Doch es sei vorweggenommen: auch ohne die unkenntlich gemachten Stellen spricht dieser Bericht eine eindeutige Sprache und bestätigt fast alle Vorwürfe. Eines verblüfft dabei besonders, nämlich das große Frohlocken Donald Trumps nach Vorliegen des Mueller-Reports, dass ihn dieser gänzlich reinwasche von all den Vorwürfen.
Diese Einschätzung aber entbehrt jeder Grundlage, denn die von Trump darin gesehene Absolution findet einfach nicht statt. Die in trockenem, verschnörkeltem Juristenstil gehaltene Abschlussbewertung Muellers lautet vielmehr: “Die Beweislage, die wir über die Handlungen und Absichten des Präsidenten hergestellt haben, wirft schwierige Fragen auf, die beantwortet werden müssten, wenn wir ein traditionelles strafrechtliches Urteil zu fällen hätten. Gleichzeitig gilt: wenn wir nach einer gründlichen Untersuchung der Fakten genug Vertrauen hätten, dass der Präsident offensichtlich keine Justizbehinderung begangen hat, würden wir das so darlegen. Gemessen an den Fakten und den geltenden gesetzlichen Bestimmungen, können wir dieses Urteil nicht fällen.“
Und der Report offenbart all die Lügen, Verleugnungen und Unterdrückungsversuche von Trump und durch oder gegenüber den Mitarbeitern, von denen ja einige bereits rechtskräftig verurteilt worden sind. Schlüsseldokumente der Ermittlungen wie zu General Michael T. Flynn, Trumps Rechtsanwalt Michael Cohen und den Treffen in der Russland-Affäre sind ebenso aufgeführt wie die schmählichen Versuche des Präsidenten, Ex-FBI-Chef Comey zur persönlichen Loyalität seiner Person gegenüber zu verpflichten.
Sofern der Mueller-Report als Reinwaschung anzusehen ist, betrifft diese allein die kritischen Medien. Von Beginn an hatte Trump ihnen Lügen und „Fake-News“ vorgeworfen, die Untersuchung hat jedoch genau das Gegenteil bewiesen, denn fast sämtliche Aufdeckungen über fragwürdige oder auch strafbare Machenschaften seitens Trumps und seiner Mitarbeiter wurden durch Muellers Ermittlungsergebnisse als zutreffend bestätigt.
Fazit: ein schweres und zuweilen sehr trockenes Konvolut an penibler Ermittlungsarbeit und dennoch eine auch für den interessierten Laien immer wieder spannend zu lesende Anstrengung zur Wahrung der USA als demokratischem Rechtsstaat.

# The Washington Post (Hrsg.): Der Mueller-Report (aus dem Amerikanischen von 15 Übersetzern); 1176 Seiten; Ullstein Verlag, Berlin; € 50

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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