ANDREAS ESCHBACH: „PERRY RHODAN: DAS GRÖßTE ABENTEUER“


Den Namen Perry Rhodan hat wohl jeder im deutschsprachigen Raum schon mal gehört, auch wenn er mit SienceFiction gar nichts im Sinn hat. Die Heftserie um den Raumfahrthelden weist eine schier unglaubliche Erfolgsgeschichte auf, denn seit Heft 1 mit dem Titel „Unternehmen Stardust“ im Herbst 1961 – ganze drei Menschen waren bis dato im Weltraum gewesen – herauskam, sind bis jetzt glatte 3.000 erschienen.
Das und das 50-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung in diesem Jahr waren nun ein Anlass, aus der Heftchenlegende ein Stück Literatur entstehen zu lassen. Und ein passenderer Autor als Andreas Eschbach ist kaum denkbar, denn der hat die Rhodan-Serie von Kindheitstagen an verfolgt und sogar selbst als Gastautor sechs Folgen verfasst. Hinzu kommt aber neben seinen Meriten als überaus erfolgreicher Autor mit Zukunftsthemen sein Fachwissen als studierter Luft- und Raumfahrttechniker.
„Perry Rhodan. Das größte Abenteuer“ heißt der Titel und Eschbach legt dessen Beginn auf ein historisches Datum: den 4. Oktober 1957, als mit Sputnik I erstmals etwas Menschgemachtes ins Weltall gelangte. Und er schreibt nicht etwa eine soundsovielte Geschichte aus der fernen Zukunft sondern quasi die Vorgeschichte. Vor dem Hintergrund der realen Weltgeschichte erleben wir die frühen Jahre des Jungen aus Hartford, Connecticut, der am 8. Juni 1936 geboren wurde.
Durchsetzt mit Einschüben von späteren heiklen Geschehnisse, erzählt hier Homer Gershwin Adams, ein britisches Finanzgenie, das zu jener Zeit im Knast sitzt, nun aus einer sehr fernen Zukunft gewissermaßen Rhodans Biografie. Wie dieser sich früh als eigenwillig und ziemlich allergisch gegen Kadavergehorsam erwies, aber auch für seine spätere Führungsrolle hohe moralische Grundsätze entwickelte.
Zu einem wesentlichen Charakterzug gehörte dabei die Vorbehaltlosigkeit gegenüber Andersartigkeit. Die frühe Freundschaft zu dem dunkelhäutigen Leroy war in den 50er Jahren schlichtweg problematisch. Rhodans Karriere als Air Force-Pilot mit außergewöhnlichem Gespür für die Maschinen führen ebenso zu spannenden Erlebnissen wie seine unglaubliche Reaktionsgeschwindigkeit, die ihn zum sogenannten Sofortumschalter macht.
Es gibt frühe Beispiele seiner Fähigkeiten als geborener Befehlshaber und dann kommt es zu ersten rein fiktiven Entwicklungen mit dem Auftritt von General Pounder und dem extrem geheimen Projekt „Starglider“, während die NASA ganz offiziell in steter Konkurrenz zur Sowjetunion die Raumfahrt vorantreibt. Bis es im Dezember 1968 zur – fiktiven – Apollo 8-Katastrophe kommt: Das Raumschiff verschwindet spurlos auf der Rückseite des Mondes und die US-Raumfahrt steht vor dem Aus.
Das ist die Stunde für Pounders US Space Force und das „Unternehmen Stardust“ (1961 das erste Abenteuer der Heftserie!). Und am 20. Juni 1971 landet Perry Rhodan als erster Mensch auf dem Mond. Wo er und seine Begleiter Reginald Bull, Eric Manoli und Clark Flipper die erste Konfrontation mit Außerirdischen haben.
Noch fesselnder folgt ein weltweiter Atomkrieg, der auf verblüffende Weise fast folgenlos verpufft, für die Entstehung der „Dritten Macht“ mit dem alles überragenden Perry Rhodan an der Spitze aber ein entscheidendes Ereignis ist. Und Eschbach versteht es, in einer Art mitreißendem Zeitraffer die einstigen frühen Abenteuer bis hin zum Aufbruch in die Weiten des Weltalls so packend nachzuerzählen, dass die wöchentlich erscheinende Heftserie unweigerlich weitere Freund gewinnen wird.
Zu diesem Roman aber bleibt festzustellen, dass Eschbach hier ein gewaltiges, stets fesselndes Epos geschaffen hat. Das Zeitkolorit ist bestens recherchiert, die Charaktere überzeugend – sogar Rhodan als Überheld wirkt recht glaubhaft – und dank Fantasie und Dramaturgie mag man das gewaltige Werk einfach nicht aus der Hand legen. Eines allerdings muss man bei allen Qualitäten fairerweise festhalten: weibliche Leser wird dieser Roman wohl kaum ansprechen.

# Andreas Eschbach: Perry Rhodan. Das größte Abenteuer; 848 Seiten; TOR bei S. Fischer, Frankfurt; € 25

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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