KLEMENS PÜTZ: „UNVERFRORENE FREUNDE“


Pinguine gelten als lustig und niedlich. Hinzu kommt die starke Identifizierung der Menschen wegen des aufrechten Gangs der Pseudo-Frackträger. Wer aber genauer will, was davon angemessen oder falsche Verniedlichung ist, der findet kaum einen besseren Experten dazu als den Meeresbiologen Klemens Pütz.
Seit rund 30 Jahren erforscht er das Leben dieser Tiere und nun hat er dazu mit der Journalistin Dunja Batarilo das ebenso erhellende wie fesselnde Sachbuch „Unverfrorene Freunde. Mein Leben unter Pinguinen“ verfasst. Er nennt sie liebevoll „schräge Vögel“ und kann sich keine amüsantere Tierfamilie vorstellen.
Dabei war es oft strapaziös, die faszinierenden Vögel zu erkunden, denn ihr Hauptlebenselement ist sehr kaltes Meereswasser und da, wo sie zur Familiengründung und Aufzucht an Land gehen, tun sie das in höchst ungemütlichen Gestaden. Und diese hochindividuellen Wesen sind bei aller Einzigartigkeit so gut wie niemals allein anzutreffen. Was den Umgang ein wenig belastet, denn: „Eine Pinguinkolonie riecht wie Fischmarkt am Abend, nur dreimal so schlimm.“
Überaus lebendig beschreibt Pütz verblüffende Verhaltensweisen, sei es beim Paarungsverhalten, das bei einzelnen Arten den Anschein von putzigem Slapstick erweckt. Das Familienleben erweist sich als so sozial, dass kinderlose Paare sogar Küken adoptieren, wogegen das mit der Monogamie nicht durchgängig zutrifft. Immer wieder erlebt der Forscher aber auch Momente, die zum Brüllen komisch sind, wenn da pubertierende Königspinguine ihren Rappel kriegen oder wenn diese putzigen Kerlchen, die wie puschelige Kaffeewärmer aussehen, zu ausgelassenen Kobolden werden.
Doch trotz solcher herzerwärmenden Schilderungen bleibt Pütz stets Wissenschaftler und als solcher geht er natürlich auf die Gefährdungen für diese Meister der Anpassungsleistungen ein. Wurden sie einst als „Patagonische Fetthennen“ millionenfach im Wortsinne als Schiffsbrennstoff verheizt, unterliegen sie auch heute großen Gefährdungen.
Die Pinguine sind geradezu Gradmesser für die fatalen Auswirkungen von Klimaerwärmung, Ölverschmutzung und Überfischung der Ozeane. Zwar gibt es noch immer viele Millionen der sympathischen Watschelvögel, die so fantastisch schwimmen und tauchen können, doch zehn von 18 Pinguinarten sind aktuell vom Aussterben bedroht.
Um so mehr muss es nicht nur jedem Tierfreund bei den Ausführungen des Experten und angesichts der beigefügten Bilder in den Ohren klingeln bei diesen Mahnungen. Und zugleich glaubt man Klemens Pütz gern: „Pinguine sind die lustigsten Tiere, die es gibt.“

# Klemens Pütz (mit Dunja Batarilo): Unverfrorene Freunde. Mein Leben unter Pinguinen; 272 Seiten, div. Abb.; Ullstein Verlag, Berlin; € 20


WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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