ALEC BALDWIN/KURT ANDERSEN:
MEINE FANTASTISCHE PRÄSIDENTSCHAFT
Kein Wunder, dass Donald Trump immer wieder mächtig sauer auf Alec Baldwins Parodien
seiner Person in der Fernseh-Show Saturday Night Live reagiert, schließlich
spielt der berühmte Schauspieler den bestest-ever US-Präsidenten noch besser als der
sich selbst.
Gleich nach Trumps Einzug ins Weiße Haus begann Baldwin mit seinen realsatirischen
Parodien und ein Jahr später hat er sich erdreistet, aus all dem in Zusammenarbeit mit
Kurt Andersen, unter anderem Mitbegründer des Satiremagazins Spy, sogar ein
Buch zu machen. Nun ist das Werk unter dem Titel Meine fantastische
Präsidentschaft endlich auch auf Deutsch erschienen.
Und die beiden Autoren haben mit einem adäquaten Kunstgriff gearbeitet, mit dem sie die
wahre Genialität des 45. US-Präsidenten herauskehren: während er die Weltmacht
unfassbar gut regiert, findet er nebenher noch Zeit, seine Memoiren in Echtzeit zu
diktieren. Deshalb lautet der Untertitel denn auch Die echte (NON FAKE!) Wahrheit
über mich: Donald J. Trump.
Das geht weit über die TV-Sketche Baldwins hinaus, zugleich hat das ständige Hire &
Fire des chaotischen Nicht-Politikers allerdings dazu geführt, dass etliche der hier noch
agierenden Mitarbeiter Trumps längst keine oder nur noch eine unrühmliche Rolle spielen.
Aber der Pseudo-Trump enttäuscht trotzdem nicht als Ober-Narziss, der das Weiße Haus
viel Trump-gemäßer umgestalten möchte und zugleich jammert: Es klingt vielleicht
rührselig, aber es macht mich echt traurig, dass mir das Weiße Haus nie gehören
wird.
Natürlich schwelgt Trump auch hier in den größtmöglichen Superlativen über seine
Großartigkeit, aber so ist er nun mal bekanntermaßen wirklich. Was auch ein kleines
Geheimnis offenbart: Manchmal werde ich von den ganzen Nahrungsergänzungsmitteln
und Vitaminen, die ich nehme, ein bisschen redselig. Und dann verwischen immer
öfter die Grenzen zwischen Fiktion und der Realität dieses selbsternannten
bedeutendsten Spitzenpolitikers der Welt.
So manches mal wurde da im Rückblick die scheinbar überzogene Satire noch vom realen
Reden und Handeln des echten Trump überholt. Was selbstredend nicht zu verifizieren ist,
denn wessen Statement hört man, wenn es heißt: Ich bin auch Protestant. Denn ohne
irgendwem zu nahe treten zu wollen, aber beichten? Nein danke, nicht ohne meinen
Anwalt.
Und während hier glaubhaft versichert wird, dass Frauenfreund Trump der holden
Weiblichkeit ab 40 einen Altersbonus zugesteht, erfahren die deutschen Leser endlich auch
etwas über das unterkühlte Verhältnis zu Angela Merkel. So erläutert der sensible
Präsident, der sonst das Händeschütteln innig praktiziert, warum er es beim ersten
Treffen mit ihr im Weißen Haus geradezu demopnstraiv unterlief: Es lag daran, dass
sie ungefähr 30 Sekunden davor auf dem Klo war, okay? Außerdem sieht sie Hillary so
ähnlich.
Alles nur fiktive Selbstbeweihräucherung?! Immer wieder muss man sich das fragen und wenn
die reale Herrschaft durch diesen POTUS nicht solch beängstigende Momente hervorbrächte,
wäre dieses ebenso bissig wie clever gemachte Buch ein reines Satirevergnügen voller
Slapstick und Übertreibungen.
|