ASSAF GAVRON: „ACHTZEHN HIEBE“


Eitan Einoch war der Held in Assaf Gavrons Roman „Ein schönes Attentat“, der immerhin drei palästinensische Terroranschläge innerhalb einer Woche überlebte. Was ihm den Spitznamen Krokodil einbrachte aber auch folgenreiches Durcheinander in seinem Leben einschließlich Scheidung und beruflichem Absturz.
Das ist nun zehn Jahre her und jetzt lässt der israelische Erfolgsautor ihn erneut zum Helden wider Willen werden. „Achtzehn Hiebe“ lautet der Titel und Eitan, inzwischen 44 und seit einiger Zeit unterwegs als Taxifahrer, der sein Tel Aviv liebt, bekommt einen speziellen Fahrgast. Lotta Perl ist 83, aber immer noch hellwach, selbstbewusst und eine echte Erscheinung.
Sie lässt sich zum Trumpeldor bringen, dem schönsten Friedhof der Stadt. Eitans kluge Art gefällt ihr so gut, dass sie ihn nun immer wieder bestellt. Dabei erfährt er, dass sie dort ein frisches Grab besucht, das ihrer einstigen Jugendliebe. Natürlich ist er verwundert, als er hört, dass es sich um Edward O'Leary handelt, ein Ire jüdischer Abstammung, aber – 1946 als Angehöriger der britischen Armee in Haifa stationiert.
Was offenbar eine recht heikle Angelegenheit war, denn in jenen Jahren waren die Briten als Besatzer verhasst, zumal sie ein hartes Regiment führten und Aktivisten der zionistischen Befreiungsbewegungen sogar auspeitschen ließen. Lotta jedoch genoss ihre Liebelei und ihre beste Freundin Ruti hatte mit James Wilshere ebenfalls eine britischen Liebsten.
Im heutigen Tel Aviv aber trägt Lotta Trauer um eben ihren Edward. Die beiden Soldaten waren damals nach Ablauf der britischen Mandatszeit in die Heimat zurückgekehrt und die beiden jungen Frauen heirateten daheim.
Jetzt jedoch, nach über 60 Jahren Funkstille, tauchten die beiden einstigen Jugendlieben unversehens in Israel auf und – zwischen Lotta und Edward loderte trotz ihres Alters sofort wieder ein inniges Feuer auf.
Das allerdings jäh durch Eddys Tod erlischt. Den Lotta allerdings mit größtem Misstrauen betrachtet und an Eitan appelliert, das so unvermutete Ableben zu untersuchen. Schließlich hatte sich der Taxifahrer ja nach seinem Absturz aus der HighTech-Karriere schon einmal als Detektiv versucht und Lotta ist ihm sehr sympathisch. Also bindet Eitan seinen damaligen Partner Bar mit ein und befindet sich schneller in kriminellen Machenschaften, als er auch nur geahnt hätte.
Die Nachforschungen führen tief in die Vergangenheit vor der Gründung des Staates Israel und in jene wilden Auseinandersetzungen zwischen britischen Mandatsherren und zionistischen Untergrundbewegungen. Nur zwei Dinge sollen hier noch von den spannenden Geschehnissen verraten werden: die titelgebenden 18 Hiebe waren ein Racheakt an einigen Offizieren, der die Briten massiv erschütterte, und Lottas Verdacht wegen Eddys Tod bestätigt sich.
Fazit: ein starker Roman, locker und frech mit viel israelischem Humor von einem ebenso sinnenfreudigen wie narzisstischen Ich-Erzähler ausgebreitet. Dem Autor ist eine hinreißende Verknüpfung von Fiktion und historischen Ereignissen gelungen. Das Lesevergnügen wäre allerdings sicher noch um eines größer mit einer etwas eleganteren Übertragung ins Deutsche.

# Assaf Gavron: Achtzehn Hiebe (aus dem Hebräischen von Barbara Linner); 415 Seiten; Luchterhand Literaturverlag, München; € 22

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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