A. S. NEILL: DIE GRÜNE
WOLKE
Vor nunmehr 80 Jahren schuf Alexander Sutherland Neill (1883-1973), der legendäre
Gründer der antiautoritären Internatsschule Summerhill in England, den
Kinderbuchklassiker The last Man alive.
Erst 1971 gelang Harry Rowohlt mit seinem Debüt ein erster Geniestreich als Übersetzer
die Übertragung des wegen viel Gaunerslangs als unübersetzbar geltenden Romans ins
Deutsche. Das überaus anarchische Buch wurde unter dem Titel Die grüne Wolke
ein sensationeller Erfolg, war aber nicht nur wegen seiner teils expliziten
Gewaltdarstellungen umstritten.
Die laut Angaben von A. S. Neill auf den Wünschen der Schüler beruhten, denen er in der
Rahmenhandlung die eigentliche Geschichte erzählte. Die handelt von einem Ausflug mit dem
Luftschiff des Multimillionärs Pyecraft, einem Freund des Lehrers. Als die Beiden mit
acht der Kinder in der Luft unterwegs sind, erscheint unter ihnen eine merkwürdige grüne
Wolke, die jedoch bald wieder verschwindet.
Als die Ausflügler wieder landen, entdecken sie, dass mittlerweile alle Menschen zu Stein
erstarrt sind. Die Trauer der Kinder hält sich in erstaunlich engen Grenzen und Michael
äußert sogar, es sei doch prima, allein auf der Welt zu sein. Eine voreilige Freude,
denn erstens sind sie nicht so ganz die einzigen Menschen, da auch einige richtig üble
Ganoven überlebt haben.
Obendrein hat es zum Beispiel die Raubtiere des städtischen Zoos nicht erwischt, vielmehr
sind die inzwischen ausgebrochen. Und die Gelassenheit vergeht den Schülern endgültig,
als dann logischerweise auch die Lebensmittel knapp werden und ihre Pläne einer neuen
Weltordnung kläglich scheitern. Nach und nach kommen alle auf reichlich unerfreuliche
Weise um, bis zum Schluss nur noch Lehrer Neill übrig bleibt.
Dieser Klassiker der Kinderbuchliteratur, der es wahrlich in sich hat, wurde damals wie
auch in der jetzigen Neuausgabe kongenial von dem gleichermaßen anarchischen Zeichner F.
K. Waechter mit spitzer Feder illustriert. Fazit: ein unverzichtbarer Klassiker, der es
faustdick hinter den Ohren hat und auch heute noch nicht nur für junge Leser
ab etwa 12 Jahre ein Muss sein sollte.
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