JAMES ELLROY: „DIE ROTHAARIGE“


James Ellroy gehört zu den erfolgreichsten Krimi-Autoren („Die schwarze Dahlie“) und ist berühmt-berüchtigt für seinen äußerst harten, sehr realen Verbrechensgeschichten. Eine aber war eine Grundlage seines arbeitswütigen Schaffens und die fällt aus dem Rahmen, denn sie ist nicht erfunden.
„Die Rothaarige. Die Suche nach dem Mörder meiner Mutter“ beruht auf Tatsachen. GeradeZU emotionslos und mit polizeitechnischem Jargon beschreibt Ellroy in diesem Buch zuerst das Verbrechen bzw. die Ermittlungen der Kriminalpolizei von Los Angeles dazu. Die nicht zur Aufklärung führen. Doch der höchst brutal ausgeführte Sexualmord geschah im Juni 1958 und der gerade zehnjährige James sah die übel zugerichtete Leiche seiner eigenen Mutter.
Schonungslos schildert er die Folgen für sich, der nun beim labilen Vater leben musste und in Alkohol- und Drogensucht samt Beschaffungskriminalität abrutschte. Auch wie er sich selbst aus der Gosse und in den Erfolg als Schriftsteller hocharbeitete, ist spannend zu lesen. Und dann heuert der bereits Arrivierte 1994 den pensionierten Kriminalbeamten Bill Stohner an, um vielleicht doch noch das Geheimnis des Verbrechens an der lebenslustigen rothaarigen Jean Ellroy aufzuklären.
Schon 1997 erschien dieser beklemmende Tatsachenbericht eines sehr persönlich miterlebten Verbrechens auch bei uns. Der Mörder konnte zwar nicht identifiziert werden, doch die Recherchen halfen dem Autor, seine Mutter besser kennen- und verstehen zu lernen. Zum jetzigen 70. Geburtstag liegt dieses – fälschlich als Roman ausgewiesene – Buch in einer Neuausgabe vor und hat nichts von seiner dunklen Faszination verloren.

# James Ellroy: Die Rothaarige. Die Suche nach dem Mörder meiner Mutter (aus dem Amerikanischen von Tina Hohl und Heinrich Anders); 523 Seiten; Ullstein Verlag, Berlin; € 25

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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