CANDICE FOX: CRIMSON
LAKE
Mit der fulminanten Eden-Archer-Trilogie hatte sich die Australierin Candice Fox sofort in
die Spitzenliga der Thrillerautoren geschrieben. Ihr neuer Hochspannungskrimi ist
allerdings um einiges normaler als die Serie um das psychisch deformierte
Geschwisterpaar, das als Rachepolizisten eine eklatante blutige Schneise durch die
Verbrecherwelt zog.
Crimson Lake heißt der Titel und das ist ein Städtchen im brütend heißen
Norden Australiens. In diese Abgeschiedenheit hat sich der Ex-Polizist Edward
Ted Concaffey verzogen, nachdem nach acht Monaten Untersuchungshaft das
Verfahren wegen Vergewaltigung und versuchten Mordes mangels Beweises eingestellt wurde.
Es gab Zeugen, die ihn mit der mageren 13-Jährigen an einer Bushaltestelle hatten
sprechen gesehen. Gleich darauf war sie verschwunden und wurde später in
lebensbedrohlichem Zustand gefunden.
Für Ted bricht alles zusammen, Job weg, Familie zerbrochen und in den Medien gilt er auch
weiterhin als gemeingefährliches Ungeheuer, das beseitigt werden sollte. Auf Anraten
seines Anwalts zieht der hünenhafte Enddreißiger von Sydney in das ferne Kaff. Und er
befolgt den seltsamen Rat, sich dort von der Privatdetektivin Amanda Pharrell anstellen zu
lassen. Seltsam in der Tat, denn die über und über tätowierte junge Frau sieht aus wie
ein Junkie, ist es aber nicht.
Dafür aber vom Wesen her absolut schräg und wie Granit mit Sommersprossen.
Vor allem aber erfährt Ted fassungslos, dass auch sie ihre Knasterfahrungen hat: acht
Jahre, weil sie eine Freundin abgestochen haben soll. Dennoch folgt Ted dem Rat des
Anwalts und das merkwürdige Ermittlerpaar steigt ein in einen Fall, bei dem es um den
verschwundenen Schriftsteller Jake Skulley geht.
Der Kultautor verdiente ein Vermögen mit zweifelhaften Reißern, in denen er
Bibelgeschichten mit Zombies, Hexen und dergleichgen aufmischte. Seine Gattin liegt im
wesentlichen nur am Nachweis seines Todes, denn sonst ist jegliches Vermögen auf längere
Zeit gesperrt. Skulleys Sohn Harrison wiederum, ein verquerer Teenager, scheint das Alles
gänzlich egal zu sein. Ansätze gibt es vielfältig, denn der Autor war depressiv und
versoffen. Und wie sich erst allmählich herausstellt, trieb er ein schwules Doppelleben.
Doch Ted hat nebenher noch ganz andere Probleme, denn seine Identität fliegt auf und es
setzt ein entsetzliches Mobbing ein. Seine wirklich schlimmsten Widersacher sind jedoch
die ebenso selbstherrlichen wie hundsgemeinen Polizisten Damford und Hensch. Das geht hin
bis zu schwerer Körperverletzung und später sogar zum Versuch, Ted belastendes Material
unterzuschieben. Andererseits wird er erneut von den Medien zum Freiwild gemacht, wobei
der attraktiven Journalistin Fabiana im Laufe der Entwicklung eine Schlüsselrolle
zukommt.
Ted und Amanda schnüffeln ohne voneinander zu wissen aber auch im
jeweiligen persönlichen Fall des Anderen herum und sind auch hier jeder auf seine sehr
eigene Weise echte Trüffelschweine. Wobei noch als starke Nebenfigur die alte
Rechtsmedizinerin Valerie Gratteur einige Überraschungen beisteuert. Über all dem liegt
die drückende Hitze und allnächtlich erwachen die Mangrovensümpfe mit dem Bellen und
Grunzen der Krokodile. Die sich durchaus auch als Mordinstrumente eignen.
Drei schwere Straftaten parallel miteinander verflochten und Candice Fox macht daraus
einen mitreißenden und ungemein fesselnden Thriller mit großartigen Protagonisten und
einer dichten Atmosphäre. Fazit: ein Meisterwerk des Genres. Und was Ted und Amanda
angeht ihre Zusammenarbeit soll eine Fortsetzung finden, signalisiert die Autorin.
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