THOMAS THIEMEYER: „EVOLUTION“ Bd. III


Die „Evolutions“-Trilogie von Thomas Thiemeyer endet so grandios, wie sie begonnen hat und fortgesetzt wurde. Der Abschlussband „Evolution. Die Quelle des Lebens“ schließt nahtlos an Band II an, in dem die Gruppe der in ein späteres Jahrhundert verschlagenen Oberschüler nach schweren Strapazen durch Sümpfe und Urwälder und nach heftigen Kämpfen nicht nur mit tierischen Verfolgern endlich die sagenumwobene Glaskuppel der sogenannten Zeitspringer bei Los Alamos in der Wüste von New Mexiko sichten.
Die Offenbarung des „Heiligen Buches“, das die Jugendlichen in der Zitadelle Niflheim verbotenerweise gelesen hatten, ist also wahr. Seit ihrer Flucht vor der archaischen Bestrafung wegen dieses Frevels werden sie nicht nur vom Fürstensohn Ragnar und dem ebenfalls verfemten Leod begleitet. Der aufgeblasene Marek hatte sich zum Abtrünnigen gemacht und dem wikingerähnlich herrschenden Fürsten angedient.
Dann aber verfolgte er die ehemaligen Kameraden, die sich mit dem solarbetriebenen Schulbus aus Denver auf der Suche nach anderen Überlebenden des Untergangs der Menschheit durch wilde Abenteuer kämpfen mussten, rachsüchtig verfolgt. Nun aber liegt Lucie in der Stadt unter der mächtigen Glaskuppel der Zeitspringer im Koma. Doch es hatte ja unterwegs eine denkwürdige Begegnung mit den übermächtigen Squids gegeben, nach der Lucie sich mit einem kleinen Exemplar dieser hochentwickelten Krakenspezies angefreundet hatte.
In der Biosphäre aber sind Tiere aus Sicherheitsgründen streng verboten und Squids gelten überdies als Todfeinde der restlichen Menschen. Doch man tötet Lucies „Quabbel“ nicht, sondern bringt ihn heimlich ins Versuchslabor. Die anderen Jugendlichen werden derweil von GAIA empfangen, der schönen Vorsitzenden des Rates der Zwölf, auch als „Führerin“ bezeichnet.
Sie verheißt ihnen Gutes in dieser Gesellschaft von seit Jahrhunderten nur noch künstlich gezeugten Menschen mit einer biologischen Uhr von genau 50 Jahren. Als wichtige neue Charaktere kommen nun noch die Ärztin Sara und die Security-Offizierin Emilia ins Spiel. Jem, gewissermaßen der Anführer der Outlander genannten Jugendlichen hat noch Olivia, Ragnar, Leod, Paul und die Meisterschützin Zoe bei sich.
Katta jedoch wurde von Marek ebenso entführt wie der so lebenswichtige Bus. Bis Drohnen aus der Kuppelstadt das Fahrzeug beschießen. Während Marek schwer verletzt von Soldaten geborgen wird, ist Katta in eines der riesigen Termitenlöcher gestürzt und gilt als vermisst ohne Aussicht auf Überleben. Womit eine weitere, faszinierende Szenerie eröffnet wird, denn auch diese Insekten haben durch jene kosmische Ereignisse im Jahr 2035, die die Menschheit im zweiten großen Evolutionsschub haben weitgehend untergehen lassen, einen gewaltigen Entwicklungsschub gemacht.
Die Termiten vermitteln Katta dieselbe Botschaft wie zuvor schon die Squids: in der Kuppel lauere etwas Böses. Inzwischen erwacht Lucie und die Synästhetikerin mit ihrer besonderen Gabe, Emotionen von Lebewesen in Farben zu sehen, sieht bei GAIA – nichts! Und es wird offenbar, dass diese nur eine Projektion ist, deren Ursprung tief im zentralen Rechenzentrum sitzt und mit absoluter Autorität herrscht.
GAIA outet sich tatsächlich als Todfeind der weltweit herrschenden Squids. In den alten Arsenalen von Los Alamos gibt es eine noch funktionierende Superwaffe und mit der will sie „die Quelle“ der extrem hochentwickelten Krakenwesen vernichten. Doch ES, ebendiese Quelle, die von Beginn der Trilogie an mit geheimnisvollen Fragen und Botschaften auf eingeschobenen schwarzen Seiten sämtliche Schritte verfolgt hat, hat einen Spion in der Kuppel: Emilia hat Quabbel an ihrem Körper versteckt und auch er ist ja per Telepathie mit ES verbunden.
Hatte dieser Band relativ ruhig begonnen, da es viele interessante neue Aspekte zu beschreiben und zu erläutern gab, steuert er nun auf ein Wahnsinnsfinale zu, bei dem schließlich durch GAIA als größenwahnsinniger Künstlicher Intelligenz die gesamte restliche Menschheit auf dem Spiel steht. Da wird es endgültig packend, emotional und bildgewaltig mit hinreißenden Wendungen. Thomas Thiemeyer hat dazu nicht nur einen großartigen Weltentwurf ersonnen, er treibt das Ganze durch die raffiniert gesteuerte Dramaturgie mit ständig wechselnden Erzählperspektiven auch zu elektrisierender Hochspannung vorwärts.
Zu all den mitreißenden Szenen und Bildern kommen immer wieder glänzend verpackte wissenschaftliche und philosophische Erläuterungen, die dem Ganzen eine zusätzliche Tiefe geben. Die vielen Protagonisten überzeugen durchweg und es verbleibt nur ein Fazit: diese Thriller-Trilogie bietet nicht nur für junge Leser ab etwa 15 Qualitäten des Genres, wie sie weltweit wohl kaum zu überbieten sein dürften.

# Thomas Thiemeyer: Evolution. Die Quelle des Lebens; 412 Seiten; Arena Verlag, Würzburg; € 17,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: KJB 729 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.