KATHRYN EVANS: EINZIG
Schon der Prolog von Einzig lässt einen gruseln, wenn sich die 16-jährige
Teva aus der bisherigen Teva schält. Natürlich geht das nicht kampf- und schmerzlos,
doch sie übernimmt nun das bisherige offizielle Leben der Vorgängerin.
Damit beginnt der Jugendroman von Kathryn Evans und die Engländerin legt mit ihrem Debüt
eine ebenso packende wie außergewöhnliche Geschichte vor. In der Schule scheint Teva
eine normale Schülerin zu sein, hat in Maddy eine beste Freundin, wogegen es mit dem
ersten Freund Ollie etwas hakt. Diese Beiden wissen aber auch nicht, dass dies nicht mehr
die bisherige Teva ist und dass es da ein schreckliches Geheimnis gibt.
Daheim nämlich lebt nicht nur Fünfzehn, die bisherige Teva. Noch elf weitere Versionen
sind dort eingesperrt, jeweils vorherige Altersstufen, allerdings fehlen die Vier und die
Fünf und eine Erinnerung an ihren Verbleib gibt es nicht in der
weitervererbten Erinnerung Tevas. Die jetzige weiß nur, dass ihr lediglich
ein Jahr bleibt, bis Teva 17 ihr das gleiche Schicksal bereiten wird, wie sie sebst ihrer
Vorgängerin.
Doch Ich-Erzählerin Teva 16 spürt nicht nur bereits Monate vor Ablauf ihres Jahres immer
deutlichere Anzeichen, was sich da anbahnt: Irgendwas, irgendjemand wand sich unter
meiner Haut. Und sie will ihre Zukunft nicht wie die jüngeren Tevas weggesperrt vom
normalen Leben verbringen. Die so fürsorgliche Mutter jedoch wacht unerbittlich über das
Geheimnis, denn niemand soll wissen, was für Freaks wir sind.
So verweigert sie jede Auskunft und untersagt auch Tevas Aufsuchen eines Krankenhauses.
Doch die unter immer neuen körperlichen Beschwerden als Vorboten der nächsten Teilung
leidende Ich-Erzählerin findet versteckte Unterlagen der Mutter, die zumindest aufdecken,
dass der seit langem verschwundene Vater Arzt war. Und Teva schafft es durch einen Akt von
Selbstverstümmelung bis ins Krankenhaus. Wo die Mutter jedoch weitergehende
Untersuchungen unterbindet.
Die 16-Jährige gibt aber nicht auf und beginnt als Celly einen Internet-Blog,
um von irgendwoher Erklärungen für all die seltsamen Phänomene zu erhalten. Doch die
Zeit läuft gegen sie und das selbst, als sie erste Ahnungen des aberwitzigen Rätsels
hinter den Teilungen bekommt. Antworten des mysteriösen Mr. Fixer aus dem Internet und
Bruchstücke einer grotesken Wahrheit, die sie von ihrer verzweifelten Mutter
herausquetscht, schüren Tevas Empörung und Verzweiflung und immer quälender wird eine
Art innerer Klaustrophobie auch für den atemlos mitfiebernden Leser spürbar.
Mehr sei hier nicht verraten, denn das Ganze mündet in ein beklemmendes und gegen Schluss
beinah kaum noch zu ertragendes Finale. Dieser so überaus reale Grusel ist der Autorin
ebenso virtuos gelungen wie die Zeichnung der durchweg spannenden Charaktere. Man kann
diese einzigartige Mischung aus Thriller und ScienceFiction bis zuletzt nicht mehr aus der
Hand legen, so sehr es einen auch schaudern mag.
Abschließende Empfehlung: die Leser dieses Romans sollten mindestens 15 Jahre alt sein
und möglichst gute Nerven haben.
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