CHRISTIANE HEINECKE: „LEBEN AUF DEM MARS“


Christiane Heinicke, 1985 in Bitterfeld geboren und promovierte Geophysikerin, war die einzige Deutsche, die an dem Mars-Simulationsprojekt der NASA teilnahm. Unter rund 700 Bewerbern ausgewählt, lebte sie von August 2015 bis August 2016 in einem speziellen Habitat auf einer Vulkaninsel des hawaiianischen Archipels.
Von ihrer Zeit in dieser abgekapselten kleinen Welt hat sie einen sehr lebendigen Erfahrungsbericht verfasst, der jetzt unter dem Titel „Leben auf dem Mars. Mein Jahr in einer außerirdischen Wohngemeinschaft“ erschienen ist. Mit vier Amerikanern und einem Franzosen galt es zwar auch, allerlei Forschungsprojekte an Bord durchzuexerzieren, das Hauptaugenmerk der Simulation eines Lebens auf dem Mars aber lag auf dem Miteinander der Probanden.
Aus Kostengründen gaukelte die nachgebildete Raumstation nicht „echten Mars“ vor. Der Himmel war weiterhin blau, es gab keine Schwerelosigkeit und niemand wäre gestorben, wenn er bei einem der Ausflüge in die vulkanische Umgebung der Station den Helm des Raumanzuges abgenommen hätte. Wie aber lebt es sich auf engem Raum von nur elf Meter Durchmesser mit sechs Personen, die jeder nur winzige Kammern mit karger Ausstattung für sich haben?
„Die psychischen Belastungen sind enorm“, betont die Autorin. Es waren ja alles sehr eigenständige Persönlichkeiten und tatsächlich bauten sich immer wieder Spannungen zwischen Einzelnen oder in der Gruppe auf, die vor allem etwa zur Halbzeit merklich auseinanderdriftete. Da musste dann mit Gruppenaktivitäten gegengesteuert werden. Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Bereitschaft zur Toleranz und Durchhaltevermögen erwiesen sich als unverzichtbare Charaktereigenschaften.
Doch auch andere Belastungen mussten bewältigt werden wie die Kontrollsensoren am Körper, die ständigen Dokumentationen und schließlich auch technische Probleme. So war es nicht nur beschwerlich, für die regelmäßigen Ausflüge in die Raumanzüge zu steigen, die sorgten mit unzuverlässigen Akkus für die Ventilatoren zuweilen für mehr als Saunaverhältnisse. Wogegen es beim Duschen mit dem sehr knappen Wasser einen etwas anrüchigen Wettstreit gab, wer es am längsten „ohne“ aushielt. Und natürlich mussten die Probanden die ganze Zeit über ohne Facebook, Twitter, Nachrichten und Skype auskommen.
Christiane Heinicke erzählt das Alles munter drauflos und gleitet zuweilen auch ins Schnoddrige ab. Sehr interessant liest sich der Bericht gleichwohl und man spürt ihre Begeisterung, wenn sie auch namens ihrer Kollegen feststellt, dass man gern ein Lebensjahr geopfert habe, „um das womöglich größte Abenteuer unseres Lebens zu bestehen.“ Das nur noch von der Teilnahme an einer echten Weltraummission überboten werden könnte.

# Christiane Heinicke: Leben auf dem Mars. Mein Jahr in einer außerirdischen Wohngemeinschaft; 298 Seiten, Klappenbroschur; Knaur Verlag, München; € 16,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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