HELEN MACDONALD: „FALKE“


Falken sind die schnellsten Tiere der Erde. Sie sind von großer Schönheit und strahlen eine gefährliche Erhabenheit aus. Seit Jahrtausenden fühlen sich die Menschen von diesen eleganten Räubern magisch angezogen.
Helen Macdonald ist nicht nur Naturforscherin an der University of Cambridge, sie ist zudem auch professionelle Falknerin und hat selbst Jagdfalken gezüchtet. 2015/16 hatte sie einen Welterfolg mit dem brillanten Sachbuch „H wie Habicht“ über eine sehr spezielle Art der Trauerbewältigung. Bereits 2006 aber debütierte sie mit einem gleichermaßen fesselnden Buch über ihren Hauptvogel unter dem Titel „Falke. Biographie eines Räubers“.
Schon das Eingangskapitel setzt darin Maßstäbe insbesondere hinsichtlich der besonderen Beziehung zwischen Mensch und Raubvogel. Die Autorin schildert einen spektakulären Forschungsversuch, bei dem der Sturzflug eines Wanderfalken-Weibchens mit laufender Kamera festgehalten werden sollte. Aus fünf Kilometern Hohe sollten sich der Vogel und ein Kameramann im Speedsuit aus einem Flugzeug fallen lassen.
Aufgefangen wurde ein atemberaubendes Flugverhalten in der aerodynamisch perfekten Form eines Regentropfens. Und der Falke schoss mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 320 km/h so rasant davon, dass der Kameramann nur noch hinterherfilmen konnte. In dieser irrsinnigen Geschwindigkeit erklärt sich zugleich die Tödlichkeit des Zuschlags mit den messerscharfen Krallen auf die Beute. Auch die sonstigen Eigenschaften dieses Vogels aus der Familie der Falconidae erklärt die Britin mit anschaulichen Erläuterungen.
Blitzschnell und wendig, mit einzigartiger Blickschärfe ausgestattete und mit hoher Intelligenz in den Jagdtaktiken wurde er zum verehrten und begehrten Partner für die Jagd. Wobei eine Zähmung im eigentlichen Sinne gar nicht möglich ist, da Falken keine hierarchischen strukuren oder Dominanzverhältnisse kennen oder anerkennen.Da kann es nur Allianzen geben, auf die sich der Vogel über positive Verstärkung einlässt.
Wie solche Kooperationen gerade auch im Militärischen aussehen können, beschreibt Macdonald ebenso wie die sonstigen vielfältigen auch kulturellen Verknüpfungen zwischen Mensch und Falke. Sie macht hier eine virtuose Verbindung von Natur- und Kulturgeschichte verständlich, die bis ins Philosophische geht. Fazit: bei all der spürbaren Verliebtheit in die Gattung Falke hat die Autorin dem dennoch in vielem fremd und rätselhaft bleibendem Geschöpf eine ebenso sachlich fundierte wie hinreißende Hommage gewidmet.

# Helen Macdonald: Falke. Biographie eine Räubers (aus dem Englischen von Frank Sievers); 239 Seiten, div. Abb.; C. H. Beck Verlag, München; € 19,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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