CAMILLE AUBRAY: MONSIEUR
PICASSO UND DER SOMMER DER FRANZÖSISCHEN KÖSTLICHKEITEN
Das Flair der Provence, unwiderstehliche Kochkunst, eine schwierige Liebesgeschichte, die
Suche nach alten Familiengeheimnissen bis hin zu einem Kunstwerk und dem Künstler, der es
einst unter mysteriösen Umständen schuf aus all dem hat Camille Aubray einen
zauberhaften Roman geschaffen.
Monsieur Picasso und der Sommer der französischen Köstlichkeiten lautet der
Titel und er hält, was er verspricht. Im Prolog macht Celine, eine erfolgreiche
Maskenbildnerin aus Hollywood, Andeutungen auf der Suche nach etwas hier an der Riviera
auf den Spuren ihrer Familie. Dann aber tritt Ondine in den Mittelpunkt, ihre Großmutter
und in jenem ominösen Frühjahr 1936 Kochgehilfin im elterlichen Café
Paradis im malerischen Küstenstädtchen Juan-les-Pins.
In einem großen Haus hat sich dort ein Monsieur Ruiz eingenistet, der unerkannt und
ungestört bleiben will. Er gibt nun den Auftrag, ihm jeden Mittag eine Mahlzeit zu
bringen, und Ondine soll das per Rad erledigen. Gleich bei der ersten Lieferung einer
Bouillabaisse für den Pinselschwinger übermannt die Neugierde die
17-Jährige. Und zwischen ihr dem viel älteren Künstler es handelt sich um keinen
Geringeren als eben Picasso, der sich wegen einer Schaffenskrise hierher zurückgezogen
hat springt sofort der Funke über.
Was wunder, lebt er doch außerdem gerade in einem Rosenkrieg mit der düpierten Ehefrau
Olga, wogegen Ondine seit langem nichts mehr von ihrem zur See fahrenden Verlobten gehört
hat. Der Maler und die Dorfschöne verstehen sich instinktiv und es dauert nicht lange,
bis sie ihm auch Modell steht. Daheim muss sie sich derweil den Verkupplungsversuchen der
Eltern mit dem Bäckermeister Renard erwehren.
Als sie dann jedoch auch noch entdeckt, dass die Eltern die ganze Zeit über den Kontakt
zu Luc hintertrieben haben, wird sie mit fliegenden Fahnen und großer Leidenschaft auch
zur Muse und Geliebten des Malergenies. Bis sich der Sommer der betörenden Genüsse neigt
und beide ihrer eigenen Wege gehen. Sie in eine Zukunft, in der Luc ihr doch ein kurzes
und ihre gerühmte Kochkunst ein lebenslanges Glück bereiten. Picasso seinerseits bricht
auch zu neuen Ufern auf, allen voran zu seinem Meisterwerk Guernica.
Aber auch Enkelin Celine erlebt Spannendes, so sucht sie außer dem Heft mit den Rezepten
für Picassos Speisen auch nach einem Bildnis Ondines, das er ihr geschenkt haben soll.
Familiengeheimnisse und Gefühlsverwirrungen, umrahmt von der malerischen Landschaft und
dann diese Düfte der provencalischen Küche, die geradezu herbeigezaubert werden
dieser Roman ist im Sinne des Wortes ein Genuss. Dabei aber nicht zu leichtfüßig, als
dass man nicht auch als anspruchsvoller Leser ein großes Vergnügen daran hätte.
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