LUC BLANVILLAIN: „TAGEBUCH EINES MÖCHTEGERNVERSAGERS“


Hochbegabt zu sein hat nicht nur Vorteile, wie der zwölfjährige Nils feststellen muss. Von klein auf haben ihn die überehrgeizigen Eltern ständig getrimmt, um noch besser zu werden. Das wirklich Schlimme dabei: einfach nur mal Fernsehen gucken, Computerspiele oder Fußball spielen mit anderen Kindern gab und gibt es nicht für ihn.
Nun mit zwölf aber schicken ihn die Eltern auf eine Schule, die Hochbegabte besonders fördert. Und Nils hat eine Idee, da ihn doch dort niemand kennt. Sein Plan geht dahin, seine Fähigkeiten so herunterzufahren, dass er endlich als dumm und begriffsstutzig erachtet wird. Gar nicht so leicht, wenn man derartig schlau ist, dann immer Fehler zu machen und falsche Antworten zu geben.
Für die erfolgreiche Durchführung seines Plans dokumentiert er sein Vorgehen und seines Fortschritte. Und daraus hat der französische Autor Luc Blanvillain, selbst von Beruf Lehrer aber auch Vater, den hinreißenden Jugendroman „Tagebuch eines Möchtegernversagers“ gemacht. Mit viel Selbstironie und zugleich irgendwie auch nerdig schildert er diesen Selbstversuch und all die Überraschungen, die er mit sich bringt.
Stufenweise fährt Nils seine wahren Talente zurück, um nicht aufzufallen. Wobei einige der Klassenkameraden spezielle Rollen Spielen. Allen voran ist da Mona, die ihn als erstes Mädchen wirklich interessiert und die er schließlich so umgarnt, dass sie ihm sogar Nachhilfeunterricht geben will. Ein echter Versager ist Basile, wogegen der eingebildete Engelbert sich als Klassenbester brüstet, was den in Wirklichkeit überlegenen Nils ganz schön reizt.
Seine Strategie aber schlägt voll ein. Die verwirrten Eltern machen Zugeständnisse und selbst die ältere Schwester Eloise – bei der die elterlichen Optimierungsversuche noch daneben gegangen waren – wird auf einmal richtig nett. Dass die besorgten Eltern ihn obendrein zu einer Psychologin schicken, steckt Nils locker weg. Und dann geht doch etwas daneben und es wird richtig turbulent.
Wie das endet, sei hier nicht verraten, denn die Geschichte bleibt bis zuletzt spannend. Die pfiffige Idee würde aber nur halb so viel Spaß machen, wenn sie nicht so witzig geschrieben und mit vielen Slapstick-Szenen gewürzt wäre. Fazit: nicht nur für junge Leser ab etwa elf Jahre ein sehr originelles Lesevergnügen.

# Luc Blanvillain: Tagebuch eines Möchtegernversagers (aus dem Französischen von Maren Illinger); 155 Seiten; Fischer KJB, Frankfurt; € 12,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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