NICOLA YOON: „THE SUN IS ALSO A
STAR“
Die große Liebe an einem Tag? Nicola Yoon hat dazu einen hinreißenden Jugendroman
geschrieben. Nachdem ihr ungewöhnlicher Debütroman „Du neben mir und zwischen uns
die ganze Welt“ für den Deutschen Jugendlitertauirpreis nominiert wurde und derzeit
gerade die US-Bestsellerlisten stürmt, könnte man bei ihrem neuen Buch unter dem Titel
„The Sun is also a Star“ autobiografische Bezüge vermuten.
Ich-Erzählerin Natasha Kingsley ist wie die Autorin auf Jamaica geboren und Ich-Erzähler
Daniel Bae ähnlich Yoons Ehemann ein Amerikaner mit koreanischen Wurzeln. Hier aber enden
die Parallelen bereits weitgehend, denn Natasha ist mit ihren 17 Jahren alles andere als
romantisch veranlagt, interessiert sich vielmehr für Naturwissenschaften und neigt eher
zu kühlem logischem Denken. Womit sie sich auch sehr von Daniel unterscheidet, einem
Träumer, der sich gern treiben lässt.
Doch er hat ein unangenehmes Problem vor sich, denn sein älterer Bruder ist von der
Elite-Universität geflogen. Nun soll Daniel die ehrgeizigen Wünsche der
Mittelstandseltern erfüllen und entgegen all seinen Neigungen und Wünschen eine
Arztkarriere anstreben. Auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch an der edlen
Yale-Universität treibt es ihn in ein Musikgeschäft, wo er quasi in Natasha stolpert.
Und schon bald erfährt, dass die ungleich größere und weitaus schicksalhaftere
Schwierigkeiten hat als er. Dieser Tag ihres Aufeinandertreffens droht ihr letzter in den
USA zu werden, denn ihre Abschiebung als Kind illegaler Einwanderer steht bevor.
Aufgeflogen war die Familie, die seit langen hier lebte, als ihr Vater in einen Autounfall
verwickelt wurde. Alle Bemühungen, die Ausweisung abzuwenden – für Natasha sind die
USA schließlich die einzige Heimat, die sie kennt – scheinen hoffnungslos.
Unter diesen Umständen bleibt den beiden so unterschiedlichen Teenagern nur dieser eine
Tag für – ja, für was? Was zieht die Beiden so unmittelbar zueinander? Kann es die
große Liebe, an die Daniel glaubt, wirklich geben? Und kann man sich so quasi im
Handumdrehen wirklich verlieben fürs Leben? Die Gegensätze ihres Denkens und Fühlens
sind höchst reizvoll und fesseln ungemein, zumal Nicola Yoon es versteht, sie ebenso
poetisch wie realistisch darzubringen. Informative Einschübe beleuchten ihre Charaktere
zusätzlich und machen sie um so authentischer.
Über 90 Prozent dieses Buchs drehen sich nur um diesen einen Tag und sind bei allen
Gefühlsaufwallungen doch keine rosarote Liebesgeschichte. Auch das nicht alltägliche
Ende des Romans sorgt für ein lange nachhallendes Lesevergnügen, das vor allem weibliche
Teenager begeistern wird.
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