OLAF BÜTTNER:
"FRIESENSCHWINDEL"
Ein steifer Beamter in einer sehr unspannenden Behörde in der eher bescheidenen
Hafenstadt Wilhelmshaven als Super-Ermittler? Tatsächlich ist dem bisher vor allem als
Jugendbuchautor erfolgreichen Olaf Büttner mit seinem Reent Reents in
"Friesenschwindel" eine markante Type gelungen.
Dieser autistisch angehauchte Eigenbrötler wird plötzlich von Lotto-Millionen
überflutet. Rolex, Parties und Luxusreisen kommen ihm allerdings nicht in den Sinn, als
er sich nun mit 42 aus dem Dienst verabschiedet. Vielmehr folgt er seinen Träumen, denn
erstens ist Privatdetektiv Philip Marlowe sein Idol und zweitens Krimi-Autor Raymond
Chandler sein Vorbild. Also macht er ein Online-Diplom, lässt sich als
"Haven-Detektiv" in seiner Heimatstadt nieder und beginnt den ersten Krimi.
Dass er für beide Berufe nicht wirklich eine Berufung hat, merkt nur der Leser und
amüsiert sich köstlich, wenn der Hundehasser dann in seinen ersten Fall stolpert.
Ich-Erzähler Reents verguckt sich in seine Hausnachbarin Marietta mit der tollen Figur.
Dummerweise gehört zu ihr auch der ungebärdige schneeweiße Jack-Russell-Terrier Ricky.
Ausgerechnet auf den soll er aufpassen, weil die Holde beruflich reisen muss, um sich um
"Polski Tenderness" zu kümmern, eine dubiose Partnervermittlungsagentur in
ihrem Heimatland.
Als sie spurlos verschwindet, hat er nicht nur Ricky am Hals, der extrem stationär
veranlagte Schnüffler muss ihr auch noch hinterher reisen. Mal hilfreich, mal störend
kommt ihm immer wieder eine innere Stimme in die Quere. Eine wichtige Nebenrolle spielt
außerdem Hundetrainer Ubbo Dose, wogegen Kriminaloberkommissarin von Röhrbach sich
amateurhaft einmischende Vollpfosten wie Reents gar nicht verknusen kann.
Fazit: ein herzerfrischendes Spiel aus Krimi-Spannung mit vielen komischen Elementen und
einem Ermittler-Kauz, von dem man gerne noch mehr lesen möchte.
|