BOB DYLAN: „PLANETENWELLEN“


Das hat wirklich noch gefehlt: nach den bis 2016 ausgeweiteten „Lyrics“ und der Neuauflage von „Tarantel“ gibt es unter dem Titel „Planetenwellen“ nun ein einzigartiges Kompendium mit früher Lyrik, Langgedichten und anderen Texten von Bob Dylan.
Und als Spezialität enthalten ist auch seine hintergründige Nobelpreis-Tischrede vom 10. Dezember 2016, die er in eigener Abwesenheit von der US-Botschafterin vortragen ließ. Immerhin bekannte der hinlänglich als schwierig bekannte Songschreiber darin: „I recognize, that I am in very rare company, to say the least.“
Das Verdienst dieser Sammlung gebührt Heinrich Detering, Literaturwissenschaftler an der Universität Göttingen und Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Als ausgewiesener Dylanologe fungiert er hier nicht nur als Herausgeber sondern ebenso als Übersetzer mit viel Gespür für Dylans Sprachmagie.
Detering schildert den Werdegang und die Prägungen des jungen Poeten und angehenden Folksingers bis hin zum wahren Songpoeten. Gedichte von 1963 bis 1978 finden sich da wie auch jene berühmten Liner-Notes mancher bahnbrechenden frühen Alben, die die Cover von Meilensteinen wie „Bringin' it all back Home“ und „Highway 61 Revisited“ zierten. Da fesseln dann auch Langgedichte wie die „11 outlined Epitaphs“ und manches war seit den früheren „Lyrics“-Ausgaben der 80er Jahre gar nicht mehr habhaft.
Erstmals aber liegt mit „Planetenwellen“ - nach dem Album „Planet Waves“ von 1974 benannt – auch eine zweisprachige Auswahl der Gedichte und Langgedichte vor. Hinzu kommen etliche andere Texte Dylans, so von Reden und Briefen wie zum Beispiel dem voller Verehrung zum Tode von Johnny Cash. Vieles ist nicht nur für Dylan-Fans erhellend und aufschlussreich, manches überrascht auch ganz einfach wie seine Erläuterungen zu seinem Ausflug in das frühe American Songbook Anfang der 90er Jahre mit dem Album „World gone wrong“
Die hohe Qualität dieses Werks wird durch Deterings Übertragungen, Kommentierungen und sein Nachwort zusätzlich untermauert. Fazit: „I'm a poet/And I know it“ deklamierte Dylan bereits 1964 und wer die Richtigkeit dieser Liedzeilen wie auch die Würdigung seines Schaffens mit dem Literatur-Nobelpreis noch anzweifelte, findet spätestens hier die fachkundige Beweisführung.

# Bob Dylan: Planetenwellen (aus dem Amerikanischen von Heinrich Detering); 496 Seiten; Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg; € 24

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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