THOMAS THIEMEYER: „EVOLUTION“ Bd. II


In Thomas Thiemeyers Auftaktband zur Evolutions-Trilogie mit dem Untertitel „Die Stadt der Überlebenden“ war eine Flugzeugladung von rund 300 Menschen durch einen Zeitsprung in ein futuristisches aber menschenleer verwahrlosenden Denver, Colorado, geraten. Unter ihnen auch eine Gruppe Oberschüler aus Deutschland, die sich den Gegebenheiten nicht einfach ergeben wollten.
Ansatzweise fanden sie heraus, dass ein Kometeneinschlag nicht nur für massive Klimaveränderungen und ein baldiges Aussterben der Menschheit gesorgt hatte. Vor allem aber mussten sie erkennen, dass bei allen noch vorgefundenen technologischen Fortschritten der Mensch zuletzt nicht mehr die Krone der Schöpfung gewesen war.
Überall lauern Gefahren durch tödlich aggressive Tierhorden, die offenbar koordiniert handeln.
Der unheimlichste Feind aber sind die inzwischen intelligentesten Lebewesen der Welt, die Squids. Diese riesenhaften Kraken sind durch den Evolutionssprung nahezu allesbeherrschend geworden. Und lebensgefährlich. Weshalb eine Gruppe der Schüler um die rothaarige Lucie, den dunkelhäutigen Jem, die geniale Bogenschützin Zoe und den großspurigen Marek nach einer Hoffnungen erweckenden Entdeckung in den Ruinen Denvers mit einem solarbetriebenen Schulbus Reißaus nimmt.
Sie wollen in die Rocky Mountaisn, denn dort soll noch eine Gruppe von Menschen in einem Refugium überlebt haben. Am Schluss von Band 1 hatten die Schüler nach entsetzlichen Kämpfen mit immer neuen Tierhorden tatsächlich eine Art Felsenfestung entdeckt. „Der Turm der Gefangenen“ heißt denn auch der Titel dieser Folge und eines sei gleich vorweg gesagt: er bietet nicht den oft üblichen Durchhänger eines Zwischenteils, vielmehr schafft er nach vermeintlich ruhigem Start schon bald die gleiche unentrinnbare Sogwirkung wie Band I.
Und das, obwohl die insgesamt sieben Schüler in der Felsenstadt wahrlich nichts Futuristisches vorfinden. Argwöhnisch beäugt befinden sie sich in einer eng umgrenzten Welt wieder, die mittelalterlich gestaltet ist und einer Weltanschauung frönt, die weitgehend quasi der Edda nachempfunden ist, der nordischen Geisteswelt der Wikinger. Hier thront ein alter Fürst, der den Einflüsterungen des geistigen Führers Nimrod folgt.
Moderne Technik gilt hier als „dunkle Magie“ und streng verpönt. Die Regeln sind archaisch, doch während Fürstensohn Ragnar vor allem dem ehrgeizigen Nimrod misstraut, biedert sich Marek erfolgreich an. Seine Mitgefährten aber finden heimlich gegen alle Widerstände einen Weg zum „Heiligen Buch“, das verblüffende Erkenntnisse über Zeitspringer offenbart.
Für diesen Frevel werden sie jedoch hart bestraft. Da ist es dann ausgerechnet Jem, der es – nicht zuletzt dank Mareks Machenschaften – nicht mit dem schützenden Bus bis in die Festung geschafft hatte, der nun zum Retter wird. Auf halsbrecherische Weise hatte er sich durchgekämpft und war heimlich in die Felsenstadt eingedrungen. Mit ihm gelingt die Flucht mit dem Ziel jener angeblichen Oase der Zeitspringer, gut 500 Kilometer südlich in New Mexico.
Nur zwei Dinge seien von dem erneut atemberaubenden Thriller hier noch verraten: dank Lucies sonderbarer Gabe, Emotionen als Farben „sehen“ zu können, kommt es zu einem unfassbaren Kontakt zu den übermächtigen Squids. Für stete Spannungsmomente sorgen zudem die eingeschobenen „schwarzen“ Seiten der unheimlichen Beobachter aller Vorgänge, die einem geheimnisvolle ES dienen.
Und alles endet mit einem hundsgemeinen Cliffhanger – dem ersten Blick auf die gesuchte Oase! Nicht umsonst lautet der Titel des für Sommer 2017 angekündigten Abschlussbandes „Evolution. Die Quelle des Lebens“. Fazit: der Thriller wandelt weiter auf Spitzenniveau und da werden junge Leser ab 15 ebenso wie Erwachsene der Auflösung ungeduldig entgegenfiebern.

# Thomas Thiemeyer: Evolution. Der Turm der Gefangenen; 371 Seiten; Arena Verlag, Würzburg; € 16,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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