MATTHIAS GRETZSCHEL/MICHAEL ZAPF: „CAP SAN DIEGO“


Man nannte sie wegen ihrer eleganten Erscheinung „die weißen Schwäne des Südatlantik“ und diese sechs Stückgutfrachter der „Cap San“-Klasse waren nach ihrem Bau 1961/62 Höhepunkte ihrer Gattung. Zugleich läuteten sie das Ende einer Ära ein, als bereits in den späten 70er Jahren der Siegeszug des Containers den Transport von Stückgütern verdrängte.
Beinahe hätte es dann nur noch Bilder der wohlgestalteten Frachter gegeben, doch nur Wochen vorm Abwracken des letzten noch betriebenen Exemplars wurde dies dank der glorreichen Idee einiger Hamburger Schiffsfreunde verhindert. Die Geschichte der Schiffe und der Rettung eines von ihnen beschreibt 30 Jahre danach der opulente Textbildband „Cap San Diego - Heimathafen Hamburg“.
Autor dieses spannenden Stückes Schifffahrtsgeschichte ist Matthias Gretzschel und der Fotograf Michael Zapf steuert zahlreiche brillante Aufnahme bei. Doch auch etliche Schwarzweißbilder gehören dazu, denn es wird die gesamte Historie erzählt. Die im Wesentlichen 1955 einsetzt, als Rudolf-August Oetker die Traditionsreederei Hamburg Süd in seinen Konzern übernimmt. Neue Schiffe werden gebraucht und Oetker beauftragt den Architekten Cäsar Pinnau, der auch für den Lebensmittelfabrikanten schon Villen gebaut hat, mit dem Entwurf von sechs baugleichen Stückgutschiffen.
Die 159 Meter langen Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 10.000 Tonnen zeichnen sich dann nicht zuletzt durch die kühn geschwungene Linie des Vorderstevens aus. Und sie begründen Pinnaus Ruf als Schiffsdesigner der fließenden Linien. Was die Schiffe gleichwohl nicht vor ihrem relativ frühen Ende aus Wirtschaftlichkeitsgründen bewahrte. Da geriet es zum Glücksfall, dass 1985 die Idee eines Museumsschiffes entstanden war und man die zuletzt als „Sangria“ in der Karibik fahrende „Cap San Diego“ im letzten Moment für 2,45 Millionen DM kaufen konnte.
Im Oktober 1986 kehrte sie nach Hamburg zurück und erfuhr eine glanzvolle Herrichtung zum größten fahrtüchtigen Museumsfrachtschiff der Welt. Längst ist das inzwischen 55 Jahre alte Schiff mit der stilvollen Silhouette ein unverzichtbarer Anblick im Hafenpanorama wie Speicherstadt und Michel. Dieses Buch erzählt davon und zeigt das maritime Denkmal, das immer wieder auch Gästefahrten von seinem Liegeplatz an der Überseebrücke aus unternimmt, in vielen Facetten einschließlich des „Innenlebens“. Fazit: ein großartiger Textbildband nicht nur für Schiffsfreunde.

# Matthias Gretzschel/Michael Zapf: Cap San Diego – Heimathafen Hamburg; 179 Seiten, div. Abb., Großformat; Köhlers Verlagsgesellschaft, Hamburg; € 29,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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