NELE NEUHAUS: „IM WALD“


Zum achten Mal baut Krimi-Königin Nele Neuhaus auf ihr Ermittler-Duo Bodenstein und Kirchhoff bzw. neuverheiratet Sander. Allerdings will der ausgelaugte Erste Kriminalhauptkommissar in Kürze ein Sabbatjahr antreten und ausgerechnet dieser vorläufig letzte Fall für ihn wird nun einer, der ihn sehr persönlich betrifft.
„Im Wald“ lautet der Titel und dort spielt auch der Prolog im Jahr 1972, der eine heftige Beziehungstat andeutet. Dann geht es in den Herbst 2014 und im selben Wald bei Ruppertshain sucht der Ex-Knacki Elias eine diskrete Unterkunft auf einem Campingplatz. Doch schon in der ersten Nacht brennt es plötzlich und dann explodiert der Wohnwagen.
Oliver von Bodenstein hat Nachtbereitschaft und fühlt sich eher belästigt, als er zum Tatort gerufen wird. Um jedoch im Nu zu erkennen, dass die verbrannte Leiche offensichtlich Opfer eines Mordanschlages war, denn die Tür des Wagen war von außen abgeschlossen. Und es werden Erinnerungen wach, als er hört, dass dieser Wohnwagen Rosie Herold gehörte, der Mutter seines einstigen Schulfreunds Artur. Der war 1972 spurlos verschwunden, für Bodenstein eine nie ganz verheilte Wunde.
Natürlich stoßen jetzt auch Pia Sander, Nicola Engel und Cem Altunay als Ermittler des K 11 hinzu. Verstärkt werden sie vom Deutschsyrer Tariq Omari, der mit seinen Sprüchen für zusätzliche Frische sorgt, vor allem aber mit einem geradezu fotografischen Gedächtnis glänzt. Das jedoch benötigt auch der Leser, denn wenn nun Bodensteins Heimatdorf Ruppertshain zum zentralen Schauplatz wird, gestaltet sich der Überblick über all die unmittelbar oder indirekt involvierten Personen zuweilen recht schwierig.
Doch Nele Neuhaus treibt das Geschehen in gewohnter Weise rasant vorwärts und schon bald gibt es weitere Tote und irgendwie scheint alles mit allem zu tun zu haben. Ereignisse von vor Jahrzehnten könnten Auslöser der weitere brutalen Taten sein und bald traut kaum einer noch dem anderen und die alte Geheimniskrämerei tut das Ihrige dazu. Für Bodenstein wird das Alles so persönlich und quälend, dass er sich selbst gezwungen sieht, sich aus der vordersten Front zurückzuziehen.
Es sei nur noch so viel von diesem hochspannenden Krimi verraten: es gibt immer neue Wendungen und Überraschungen und bei all den irreführenden Fährten bleibt das Motiv des fast bis zuletzt rätselhaften Täters im Dunklen. Um dann aber doch schlüssig aufgeklärt zu werden. Fazit: ein klasse Krimi und wie bei den Vorgängern auch bei den Charakteren und ihrer Ausgestaltung von hoher Qualität.

# Nele Neuhaus: Im Wald; 553 Seiten; Ullstein Verlag, Berlin; € 22

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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