WOLF SERNO: DIE
GESANDTEN DER SONNE
Im Jahr 798 entsandte der Frankenkönig Karl eine Expedition mutiger Männer zum Kalifen
Harun al-Raschid. Mit allerlei Gastgeschenken meisterten sie die strapaziöse und
gefährliche Riese ins ferne Bagdad. Zum noch größeren Abenteuer wird jedoch die
Rückkehr mit wertvollen Geschenken, allen voran einem leibhaftigen Elefanten.
Von dieser einzigartigen Geschichte, die in Grundzügen auf Tatsachen beruht, berichtet
Wolf Sernos neuer Historienroman Die Gesandten der Sonne. Einmal mehr widmet
sich der Erfolgsautor einem mittelalterlichen Thema und auch diesmal spielt die Medizin
eine nicht unwichtige Rolle. Dafür steht der junge Cunrad von Malmünd im Mittelpunkt,
der unter anderem als Arzt fungiert und das Alles nun einem Gastgeber erzählt.
Mit von der Partie sind auch die fränkischen Handelsherren Lantfrid und Sigimund, beides
historische Figuren, sowie der Prediger Faustus. Dieser unbelehrbare religiöse Fanatiker
sorgt für manchen unnötigen Ärger, doch auch die vielen übrigen Figuren des
hilfreichen vorangestellten Personaltableau garantieren für ein überaus buntes
Geschehen.
Dabei berichtet Cunrad erst einmal ausgiebig von all den fremdartigen faszinierenden
Eindrücken im geheimnisvollen Orient. Er trifft andere Ärzte aber auch die schöne
Langobardin Aurona, in die er sich heftig und folgenreich verliebt. Und er schließt eine
ungewöhnliche Freundschaft: mit Abul, einem zahmen Elefanten. Im November 799 bricht die
Reisegruppe schließlich auf gen Heimat, größer nun und reich beladen mit Geschenken des
mächtigen Kalifen bis hin zu eben jenem Elefanten. Aber auch Aurona reist mit.
Weit über zwei Jahre werden sie brauchen auf ihrem Weg über Nordafrika, Mittelmeer und
die Alpen. Überall lauern Gefahren und immer wieder kommt es zu heiklen Begegnungen, die
etliche Menschenleben kosten. Cunrad wächst in die Rolle eines Anführers und seine
medizinischen Fertigkeiten erweisen sich so manches Mal als überlebenswichtig. Als die
Überlebenden schließlich in Aachen ankommen und vor allem der Elefant für Staunen und
Entzücken sorgt, ist Frankenkönig Karl mittlerweile zum deutschen Kaiser gekrönt und
erwirbt sich später den Beinamen der Große.
Erzählt wird das Alles sehr orientalisch farbenfroh und man könnte meinen, hier hätten
sich Karl May und Noah Gordon zusammengetan. Hilfreich ist im Anhang ein Nachwort dazu,
wie viel des Romans historisch belegt ist, so unter anderem der Elefant des Kaisers.
Fazit: ein sehr lebendiger Unterhaltungsroman, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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