MARKUS BERGES: „DIE KÖCHIN VON BOB DYLAN“


An sich kennt man Markus Berges vor allem als Sänger und Songschreiber der Kölner Band „Erdmöbel“. Jetzt aber legt er seinen zweiten Roman vor und der hat einen Kollegen als Protagonisten, wie er berühmter kaum sein kann, denn der Titel lautet „Die Köchin von Bob Dylan“.
Man sollte allerdings keine Musikkomödie erwarten, vielmehr ist es in erster Linie eine Geschichte des Suchens und Findens. Hauptfigur ist die junge Köchin Jasmin Nickenig aus dem Rheinland, die für Dylans Europa-Tour als Tour-Köchin engagiert wurde. Was bei dem dauertourenden Genius übrigens ebenso der Wirklichkeit entspricht wie so manche teils herrlich schrulligen Eigenheiten von „His Bobness“.
Echt ist aber auch, dass seine Vorfahren aus der Ukraine stammen, wohin es Jasmin nun hin verschlägt. Als sie Dylan in Jalta auf der Krim erstmals persönlich gegenübersteht, verpasst er ihr umgehend den Namen Denny – auch diese Marotte, seine Mitarbeiter zwecks besserer Merkfähigkeit umzubenennen, ist echt – und er ist sehr zufrieden mit ihren Kochkünsten. Sie wiederum beherzigt, dass er Kraut in allen Variationen schätzt und gern Bier aber niemals Wein trinkt.
Sie erlebt unangestrengte Tage, während derer sich ihr Arbeitgeber „Bobby“ als ebenso sympathisch wie kauzig erweist. So nimmt er sie unter anderem mit zu einem denkwürdigen Besuch im Anton-Tschechow-Museum. Eine hinreißende Passage wegen Dylans Spleen von den Seelenwanderungen, zumal der für seine spröde Art bekannte Star privat offenbar ganz locker sein kann.
Um so verwirrender für Jasmin dann der Anruf eines Mannes aus Odessa, der offenbar etwas über ihren seit 1944 hier vermissten Großvater Florentinius Malsam weiß. Dylan, der ja in seiner (echten) Autobiographie ebenfalls von Vorfahren aus der Hafenstadt geschrieben hat, gibt Jasmin einen Tag frei, damit sie Näheres in Erfahrung bringen kann. Womit der große ernste Teil des Romans einsetzt.
Der alte Florentinius erlitt einen Schlaganfall und seine deutschen Wörter kommen nur unzusammenhängend. Was Jasmin jedoch bei ihrem Besuch erfährt, ist ein besonders schweres Schicksal, wie es so manche zwischen die Systeme geratenen Menschen im Zweiten Weltkrieg erlitten haben. Als Schwarzmeer-Deutscher war er zwangsweise in die Waffen-SS geraten und die Rettung vor einem sicheren grausamen Ende in den Händen der sowjetischen Rückeroberer widerfuhr ihm auf schmerzlich makabre Weise. Mit diesem Ereignis allerdings enden die Erkenntnisse über sein Leben.
Eine ungewöhnliche Geschichte, die berührt aber teilweise auch amüsiert, wozu Großmeister Dylan ein Gutteil beiträgt. Zumal er mit einem Konzert für einen freundlichen Abschluss sorgt. Fazit: ein warmherziger Roman voller sympathischer Facetten und nicht nur für Dylan-Fans ausgesprochen unterhaltsam.

# Markus Berges: Die Köchin von Bob Dylan; 287 Seiten; Rowohlt Verlag, Berlin; € 19,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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