HORST EVERS: „ALLES AUßER IRDISCH“


ScienceFiction erzählt bekanntlich in der Regel Unwahrscheinliches und oft auch schwer zu Glaubendes aus der Zukunft. Also hatte es der versierte Autor und Kabarettist Horst Evers als Wahl-Berliner gar nicht weit zu dem Thema seines ersten utopischen Romans.
Er beginnt „Alles außer irdisch“ mit der verwegenen Annahme, der internationale Flughafen Berlin-Brandenburg mit der schönen Bezeichnung BER werde tatsächlich in gar nicht ferner Zukunft offiziell eröffnet. Und er funktioniert sogar – ganze 7,34 Sekunden! Dann sind sämtliche Startbahnen durch ein wie aus dem Nichts herabgestürztes sehr, sehr großes außerirdisches Raumschiff unrettbar blockiert.
Immerhin konnte der für den Jungfernflug nach New York anrollende Airbus 380 im letzten Moment aus dem Absturzbereich gebracht werden. Und hier nun kommt Goiko Schulz ins Spiel, der diese Rettungstat ungewollt mit seinem Handy vollbracht hat. Dabei ist der 36-jährige Dauerstudent ein ziemlicher Vollpfosten, wie vor allem Kira Menzel findet, die wie Goiko nach dem Zufallsprinzip in dem Flieger und dort neben ihm saß, ziemlich insgeheim von ihm angeschmachtet.
Nun aber überschlagen sich die Ereignisse, fremde Intelligenzen mischen kräftig mit und planen nicht weniger, als den Planeten Erde an befreundete Außerirdische zu verscherbeln. Eroberung und Vernichtung durch persönliches Erscheinen und womöglich mit Waffengewalt – doch nicht mehr heute, wenn es viel bequemer online geht. Hatte Goiko bisher als größte Lebensaufgabe als Hilfskraft die Katze seines Professors zu versorgen, soll der Zufallsheld nun auf einmal die gesamte Erde retten.
Ihm zur Seite stehen nur die stets schlecht gelaunte Kira und ein abgetakelter russischer Zeitreisenforscher. Um so schriller sind die technischen Eigenheiten der Außerirdischen, wo Goiko von einer sprechenden Handyhülle gerettet wird und mit einer Art intelligentem Schaum zu einem anderen Raumschiff transportiert wird. Ausgerechnet er soll nämlich die Menschheit vor dem intergalaktischen Verbrauchergerichtshof vertreten. Wie schön, wenn man es dann mit sehr aktiven Playmobil-Figuren zu tun hat, einem endlos langen hyperintellektuellen Nylonfaden oder einer künstlichen Intelligenz, die wie ein Berliner Busfahrer redet.
Abgedreht? Mehr als das, völlig bekloppt und voller schräger Details und so herrlich skurril, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, mit dieser hintersinnigen Gesellschaftssatire umzugehen: wegrennen oder sich scheckig lachen. Einen ganzen Kosmos unglaublicher Erscheinungsformen hat der sprachmächtige Horst Evers dabei inklusive vieler Zitate und Anspielungen auf SF-Klassiker zusammengerührt.
Fazit: wer für so viel souverän verzapften intelligenten Blödsinn offen ist, findet hier ein zwerchfellerschütterndes Lesevergnügen.

# Horst Evers: Alles außer irdisch; 364 Seiten; Rowohlt Verlag, Berlin; € 19,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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