LYNNE SCHWARTZ: „FÜR IMMER IST GANZ SCHÖN LANGE“


Wohliger Sex am Morgen zwischen Caroline und Ivan, beide in den Vierzigern, noch immer gut aussehend und in angenehmen Verhältnissen lebend. Dann bricht er zum täglichen Joggen auf und sie fragt sich erst nach geraumer Zeit, wieso er noch nicht wieder da ist. Und schließlich – kommt er überhaupt noch einmal wieder?
Damit Beginnt „Für immer ist ganz schön lange“, der Debütroman der US-Erfolgsautorin Lynne Schwartz von 1980, der nach über 20 Jahren in einer neuen Übersetzung vorliegt, die die überzeugende Zeitlosigkeit dessen unterstreicht, wie sie damals eine 20-jährige Ehe mit Höhen und Tiefen durchleuchtete.
Das Grübeln und die Verunsicherung Carolines, ob Ivan womöglich etwas zugestoßen ist oder aber, ob ihr der Klassiker passiert, dass er einfach kommentarlos aus heiterem Himmel verschwindet, um sich ein neues Leben ohne sie aufzubauen, kommen unweigerlich. „Er war einfach verschwunden wie Gauguin.“ Kein Wunder, dass sie bereits völlig durcheinander ist, als er nach Stunden mit einer ebenso schlichten wie harmlosen Erklärung wieder vor ihr steht.
Eines aber ist trotzdem geschehen: bei Caroline setzt eine Art Retrospektive ein, die Rückschau auf eine ganze Ehe. Beim Kennenlernen hatten sie sich geschworen, dass sie mal nicht so werden wollten wie alle anderen. Gleichwohl war ihre Ehe eher unspektakulär verlaufen. Doch es gab ja die hellen verführerischen Momente, auch wenn die „Normalisierung“ unvermeidlich kam. Und es gab die Krisen und sogar Carolines heimliche Affäre.
Aber dann eben auch die späten Schwangerschaften und das entsprechende Elternglück mit all den kleinen Misshelligkeiten und es ist faszinierend, dieser Geschichte einer Ehe zu folgen, obwohl sie doch so vermeintlich durchschnittlich ist.
Und wenn sie auf den Leser unter Aufrechnung von Plus und Minus nur als insgesamt ziemlich glücklich bezeichnet werden kann, dann einfach, weil diese beiden Menschen bei aller Unterschiedlichkeit, allerlei Mimositäten und beachtlicher Streitlust immer wieder den Weg zueinander gefunden haben und gar nicht ernsthaft ohne den Anderen hätten sein wollen.
Lynne Schwartz schildert das Alles mit eleganter Sachlichkeit, ohne dabei kühl oder gar distanziert zu wirken. Fazit: ein Beziehungsroman, der in dieser souveränen Übertragung seine ganze Klasse offenbart.

# Lynne Schwartz: Für immer ist ganz schön lange (aus dem Amerikanischen von Ursula-Maria Mössner); 256 Seiten; Kein & Aber Verlag, Zürich; € 20

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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