BERNARD CORNWELL u.a.:„WATERLOO“


Zahlreiche Schriften zur Schlacht von Waterloo gibt es bereits, dennoch darf man von Bernard Cornwells „Waterloo. Eine Schlacht verändert Europa“ mit Fug und Recht sagen, dass es DAS Buch zum Thema ist und eben rechtzeitig zum 200. Jahrestag am 18. Juni 12015 kommt.
Vielleicht ist es gerade die Spezialität des englischen Erfolgsautors, die die hohe Qualität dieses Werkes ausmacht, denn kein zeitgenössischer Autor versteht es so meisterhaft, Schlachten absolut authentisch, realistisch und spannend zu schildern. Auch wenn er für seine vielen historischen Abenteuerromane berühmt ist ohne selbst Historiker zu sein – diesmal legt Cornwell erstmals ein Sachbuch vor.
Dazu hat er intensiv recherchiert und insbesondere Augenzeugenberichte, Depechen, Briefe und Memoiren aller Seiten ausgewertet und teils direkt zitiert. Eine große Zahl von Historiengemälden trägt ebenfalls zum besseren Verständnis bei. Konsequent hat Cornwell auch die Tage vor der Hauptschlacht bei Waterloo – vielfach auch die Schlacht von Belle-Alliance genannt – hinreichend gewürdigt. Bald erschließt sich, wie entscheidend die Schlachten von Ligny/Fleurus und von Quatre-Bras waren, bei denen es Napoleon in bevorzugter Marnier gelang, die Preußen und die Briten getrennt zu schlagen. Viele der folgenden militärischen Fehlgriffe und hier explizit die des erfolgsverwöhnten französischen Feldherren werden bereits dadurch nachvollziehbar.
Fesselnd ist dieser Schlachtenbericht geschrieben, doch bei all dem hin- und herwogenden entsetzlich blutigen Ringen verliert man beinahe aus den Augen, welche weitreichende Folgen dieser verlustreiche Endkampf zwischen Wellingtons und Blüchers Truppen auf der einen Seite und denen Napoleons auf der anderen für die gesamte weitere Geschichte haben sollte.
Um so beeindruckender wirken da all die bis in waffentechnische und taktische Einzelbeschreibungen einschließlich der Ausführungen zu wichtigen Schlachtabschnitten wie das verlustreiche Anrennen gegen die britisch-niederländischen Verteidiger oder die kriegsentscheidenden Entlastungsangriffe durch die Preußen hinein ausgebreiteten Fakten.
So wie Cornwell beginnt auch der Historiker Johannes Willms in seinem Buch „Waterloo. Napoleons letzte Schlacht“ mit der Verbannung des Franzosen-Kaisers auf die Insel Elba und seine fulminante Rückkehr zu den berühmt-berüchtigten „Hundert Tagen“ seiner nochmaligen Herrschaft und stellt diese in den Vordergrund. Da geht es nicht nur um die eigentliche letzte militärische Konfrontation zwischen ihm und den Koalitionsmächten.
Auch Willms bezieht die Bedeutung der Schlachten vor Waterloo mit ein, weist dabei wie auch bei der Hauptschlacht selbst die vielfältigen Fehlentscheidungen Napoleons und mancher seiner Marschälle, aber eben auch gefährliche Fehler Wellingtons nach, die erst Blücher und Gneisenau bis hin zum Zusammenbrechen der französischen Schlachtformationen auszubügeln vermochten.
Auch dieses Buch bietet viel Qualität, allerdings wird die finale Schlacht vom 18. Juni 1815 hier lediglich mit einem abschließenden Kapitel abgehandelt. Bedient wird also besonders der Leser, dem der Weg nach Waterloo wichtig ist. Wer dagegen zum Einstieg eine knappe, kompakte und dabei kompetente Zusammenfassung sucht, sollte auf den schmalen Band „Waterloo 1815“ von Marian Füssel zurückgreifen. Dem Geschichtsprofessor gelingt eine sehr plastische Darstellung sämtlicher Hintergründe, des Schlachtgeschens und auch der Auswirkungen bis hin zum „Mythos Waterloo“.

# Bernard Cornwell: Waterloo – Eine Schlacht verändert Europa (aus dem Englischen von Karolina Fell und Leonard Thamm); 479 Seiten, div. Abb.; Wunderlich Verlag, Reinbek; € 24,95

 
# Johannes Willms: Waterloo – Napoleons letzte Schlacht; 288 Seiten, div. Abb.; C. H. Beck Verlag, München; € 21,95


# Marian Füssel: Waterloo 1815; 129 Seiten, div. Abb.; C. H. Beck Verlag, München; € 8,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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