CORNELIUS RYAN: „DER LETZTE KAMPF – BERLIN 1945“


Zur 70-jährigen Wiederkehr des Kriegsendes liegt nun in einer Neuausgabe das wohl umfassendste Buch zur letzten großen Schlacht auf dem europäischen Kriegsschauplatz vor. 1966 brachte der einstige Kriegsberichterstatter der US-Armee Cornelius Ryan (1920-1974) seine viel gerühmte Chronik „Der letzte Kampf – Berlin 1945“ heraus. Nun gibt es sie wieder mit dem Geleitwort von Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister von Berlin, aber auch einer neuen Einführung.
Damaligen Vorwürfen, das Buch sei wenig wissenschaftlich – was vermutlich gerade erst seinen weltweit Erfolg ermöglichte – begegnet in der Neuauflage Johannes Hürter, Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in seiner Einführung mit der Einordnung, Ryans Werk sei eine „historische Collage mit den Zügen eines packenden Tatsachenromans“. Wie schon beim Vorgänger „Der längste Tag“ (1959 über die Invasion in der Normandie) wertete Ryan in jahrelanger Arbeit unzählige von militärischen, zivilen und privaten Dokumenten sowie Augenzeugenberichte vom Sowjet-Marschall bis zu Nazi-Verfolgten und brauner Prominenz aus.
Meisterhaft und tatsächlich romanhaft mitreißend schildert Ryan die Schlacht um Berlin, die am 16. April 1945 morgens um 4 Uhr mit dem sowjetischen Trommelfeuer an der Oder-Front einsetzte und bis zur Kapitulation am 2. Mai schätzungsweise 170.000 Gefallene und zahllose sonstige Opfer auf beiden Seiten forderte, nicht eingerechnet die zehntausende an zivilen Opfern. Noch einmal zeigt diese detaillierte Chronologie, wie sehr diese zumindest in Europa furchtbarste Schlacht aller Zeiten dem einst von Propagandaminister Goebbels beschworenen Totalen Krieg gleichkam.
Ryan gibt nicht nur den Befehlshabern bis hin zu Hitler im Führerbunker Stimme und Gesicht sondern eben auch vielen verschiedenen der sonstigen Beteiligten bis hin zu den unzähligen Vergewaltigungsopfern. Hilfreich sind im Übrigen die Karten auf den Innencovern, zugleich ist zu begrüßen, dass der umfangreiche Bildteil samt Unterschriften in der ursprünglichen Fassung übernommen wurde. Fazit: schon 1966 ein ungeheuer wichtiges, erhellendes Werk zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs, hat es für das 70-jährige Gedenken des Kriegsendes nichts an Informationsreichtum und Aussagekraft verloren.

# Cornelius Ryan: Der letzte Kampf – Berlin 1945 (aus dem Amerikanischen von Helmut Degner); 482 Seiten, div. Abb.; Theiss Verlag, Darmstadt; € 29,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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