ALLY CONDIE: ATLANTIA
Nach ihrer weltweit erfolgreichen Trilogie um Cassia & Ky legt die
US-Autorin Ally Condie jetzt den ebenfalls dystopischen Jugendroman Atlantia
vor. Der spielt in einer Unterwasserwelt, die von cleveren Ingenieren geschaffen wurde,
weil die Welt kurz vor dem Zusammenbruch und die Menschheit wegen der Luftverschmutzung
vor dem Untergang stand.
In dieser schönen neuen Welt tief im Meer leben jetzt, Generationen später, auch die
Zwillingsschwester Rio und Bay. Ihre Mutter, die Priesterin Ozeana, ist vor sechs Monaten
gestorben und die beiden haben einander versprochen, um so fester zusammenzuhalten. Nun
steht der alljährliche Jahrestag der Trennung mit seiner Zeremonie bevor, bei der
Jugendliche mit Wasser oder Erde gesegnet werden, nachdem sie sich für Oben oder Unten
entschieden haben. Unten bedeutet langes gesundes Leben in Stärke und Glück, Oben, also
außerhalb der sicheren Wasserwelt auf der Erde, dagegen droht ein kurzes, wenig
erfreuliches Leben.
Wer nach Oben geht, opfert sich gewissermaßen für den Erhalt der Symbiose zwischen den
beiden Welten, bei der Oben Lebensmittel liefert, während Unten die wertvollen
Bodenschätze aus den Minen holt und nach Oben schickt. Doch man kennt Gründe, nicht nur
aus Opferbereitschaft für den eRhalt der friedvollen Unterwasserwelt nach Oben zu gehen:
die Sterne sehen, die Sonne spüren, Natur berühren und nicht eingeschlossen sein.
Rio hat sich wegen ihrer Schwester damit abgefunden, ihre Sehnsucht nach Oben nicht weiter
zu verfolgen, denn eine Person aus jeder Vererbungslinie muss auf jeden Fall Unten
bleiben. Um so fassungsloser ist sie, als sich Bay bei der Zeremonie völlig überraschend
für Oben entscheidet und im Nu von den Friedenswächtern fortgeführt wird. Trotz der
Warnungen von Priesterin Maire, der Schwester ihrer Mutter, der sie ohnehin nicht traut,
versucht Rio nun alles, um Bay heimlich folgen zu können.
Mehr und mehr kommt dabei heraus, dass Rio etwas Besonderes ist, nämlich zu den Sirenen
mit geheimen Fähigkeiten gehört. Zugleich erfährt sie selbst manche geheimnisvollen
Zusammenhänge zwischen Unten und Oben und dass das geruhsame Leben in Atlantia vor
ungeahnten Gefahren steht. Mag Rio auch wegen ihrer doppelten Identität mit allerlei
Problemen kämpfen, gelingt es ihr schließlich doch, in Begleitung ihres Freundes True in
die Oben-Welt zu gelangen.
Ihre machtvolle, so lange verborgen gehaltene Sirenenstimme hilft ihr zwar bei den
Abenteuern, die nun einsetzen, aber die vielen Überraschungen, auf die sie in dieser so
fremden Welt trifft, haben es wahrlich in sich. Mehr sei hier nicht verraten, denn nach
ruhigem Beginn wird dieser Roman ständig spannender. Seine Qulitäten hat er jedoch vor
allem in der erneut großartig und sehr bildhaft gestalteten Welt von Atlantia, die
irgendwie vertraut und dennoch fremd wirkt. Hinzu kommen die fein ausgestalteten
Charaktere und eine gewisse philosophische Tiefe, die das Alles nicht nur für Teenager zu
einer interessanten Lektüre machen.
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