KYLIE FITZPATRICK: „DIE FRAUEN DER TAFELRUNDE“


Während auf dem europäischen Festland die Renaissance bereits ihre erste Blütezeit gefeiert hat, toben in England noch die sogenannten Rosenkriege um die Königswürde zwischen den Häusern York und Lancaster. Vor diesem historischen Hintergrund spielt Kylie Fitzpatricks Roman „Die Frauen der Tafelrunde.“
Im Mittelpunkt steht dabei Sir Thomas Malorys Geschichtensammlung um die sagenhafte Tafelrunde von König Artus und seinen Rittern. Malory, ein adeliger Gauner und Rebell – aber auch Ritter und Dichter – hatte den Ehrgeiz, die verschiedenen Legenden zusammenzutragen und aus dem höfischen Französisch ins volkstümliche Englisch zu übertragen. Zeit fand er dafür in der Haft, der er erst entkam, als 1485 mit dem Tod Richard III. in der Schlacht von Boswell der Rosenkrieg beendet wurde und mit Heinrich VII., dem Vater von Heinrich VIII., die Tudors an die Macht kamen.
Nun durfet William Craxton, Englands erster Buchdrucker, es wagen, „Le Morte d'Arthur“ in der Fassung von Malory zu drucken. Am begierigsten auf das Buch zeigt sich eine geheimnisvolle Dame: Elisabeth Woodville, Witwe von Malorys Todfeind König Edward IV. Sie war einst von Malory geliebt worden, doch der unterhielt auch eine Liebesbeziehung zu ihrer Cousine und besten Freundin Lady Elayne – was die beiden Damen logischerweise heftig entfremdete.
Diese hohen Damen vertreten im Übrigen nicht nur sehr unterschiedliche Auffassungen vom Heiligen Gral der Tafelrunden-Legende und dessen Bedeutung – ist es nun Gottessuche oder die nach der einzig wahren großen Liebe? Malory aber hat nicht nur die Geschichte von Artus und den edlen Rittern in seine Buchfassung eingebracht sondern auch seine ganz persönliche Dreiecksbeziehung zu den Geliebten Elizabeth und Elayne. Er verewigt diese tragische Romanze als Triangel zwischen Ritter Lanzelot, Königin Guinivere und Lady Elaine von Astolat als wahre Geschichte hinter den Überlieferungen.
Elegant werden so mutmaßliche Wahrheit und Fiktion mit großenteils historische echten Figuren verwoben. Geschrieben ist das Alles in einem erhaben höfischen Stil und weniger für Freunde deftiger mittelalterlicher Kampfszenarien als vielmehr feinsinnige Literatur mit philosophischen Diskursen über den Heiligen Gral verbunden mit einer doppelten komplizierten Liebesgeschichte. Vor allem Leser von Hilary Mantel und Rebecca Gablé werden diesen Roman zu schätzen wissen.

# Kylie Fitzpatrick: Die Frauen der Tafelrunde (aus dem Englischen von Marion Balkenhol); 430 Seiten; List Verlag, Berlin; € 19,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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