ROSS PIPER: „UNBEKANNTER PLANET“


Selbst Wissenschaftler wissen nicht genau, wie viele Millionen Tierarten unsere Erde bevölkern. Nur etwa 1,5 Millionen Spezies sind bekannt und jene Artengruppe der sogenannten Schädeltiere, zu der neben Vögeln, Reptilien und Fischen auch die Säugetiere und damit der Mensch gehört, macht mit ca. 65.000 Spezies ganze 4 Prozent der registrierten Tierwelt aus.
Den unendlich vielen mehr oder weniger Unbekannten widmet sich nun der renommierte britische Zoologe Ross Piper mit dem opulenten Bildband „Unbekannter Planet. Die erstaunliche Vielfalt unserer Tierwelt“. Auf der Grundlage neuester Erkenntnisse folgt er einer Art Baum des Lebens und führt eingangs in den Aufbau der insgesamt 35 Kapitel ein, die jeweils einer der aktuellen wissenschaftlichen Abstammungslinien folgen. Die bestimmenden Merkmale, die Lebensweise, die Aufgaben im Ökosystem und die evolutionäre Verwandtschaft einzelner Arten werden wohlstrukturiert angemerkt.
Das wahre Faszinosum dieses großartigen Buches aber liegt in den grandiosen Fotos und hier insbesondere in den einzigartigen Mikroaufnahmen. Immer wieder gerät man ins Staunen und manche kaum namentlich bekannten Vertreter der unendlichen Vielfalt erweisen sich von atemberaubender und oft auch bizarrer oder skurriler Schönheit. Manche Gebilde sind als Lebewesen gar nicht zu erkennen, während andere wiederum mit Form und Farbe verblüffen oder wirken, als habe ein begabter Zeichner seiner futuristischen Fantasie freien Lauf gelassen.
Gar seltsam und mit erstaunlichen Fähigkeiten ausgestattet erscheint z.B. das Bärtierchen, eine Gattung von Winzlingen (0,08 – 2 mm Größe) und mit rund 11.600 Spezies von einer schier unglaublichen Unterartenvielfalt. Die allerdings geradezu ein Nichts ist im Vergleich zur größten Art überhaupt, den Gliederfüßern (Insekten, Spinnen- und Krebstiere) mit 1,2 Millionen verschiedenen Vertretern, bei denen allein die Käfer eine Riesenfamilie von 400.000 Spezies darstellen.
Wer nun einigen Wespenarten ins furchteinflößende Auge schaut oder die verwegenen Konstrukte mancher Spinnen sieht, wird dennoch zu noch größerem Staunen und Bewundern kommen in den Kapiteln der Würmer und Parasiten. Es fasziniert nicht nur die unfassbare Vielfalt der Erscheinungsformen und Lebensweisen, was allgemein eher in den Bereich des Ekligen eingeordnet wird, verzaubert in diesen Makroansichten häufig durch eine ganz und gar ästhetische Fremdheit.
Wenn man dann von manchen Praktiken des ein oder andere Räubers liest und sei es nur ein Eindringling wie der lebensgefährliche Hundespulwurm, so erinnert Autor Ross Piper an die oft unbemerkten positiven Wechselwirkungen zwischen einzelnen spezies mit ihrer Unverzichtbarkeit für das Gleichgewicht der Natur. Und er zieht aus dieser fantastischen Entdeckungsreise durch die Fauna einen zu beherzigenden Schluss: „Jede einzelne Spezies ist ein integraler Bestandteil des Ökosystems unseres Planeten.“
Fazit: dieses Buch ist in seiner Art das Non-plus-ultra zum Thema und dürfte nicht nur den interessierten Laien begeistern.

# Ross Piper: Unbekannter Planet. Die erstaunliche Vielfalt unserer Tierwelt (aus dem Englischen von Hanne Henninger, Heike Rosbach und Tina Göpfert); 320 Seiten, 540 farbige Abb., Großformat; Theiss Verlag, Darmstadt; € 49,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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