ADINA RISHE GEWIRTZ: „ZEBRAWALD“


Die elfjährige Annie und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Rew leben mit Großmutter Gran in einem kleinen Haus an einem großen Wald aus Birken und Eichen, dem sie deshalb den Namen „Zebrawald“ gegeben haben. Und das ist auch der Titel des spannenden Kinderbuchs, in dem Adina Rishe Gewirtz eine Geschichte um dunkle Familiengeheimnisse ausbreitet.
Ich-Erzählerin Annie hat da zu Beginn der Schulferien zunächst drei Wünsche. Sie will unbedingt wachsen, sie will endlich mal ein Abenteuer erleben und – sie möchte ihren Vater kennenlernen, nachdem die Mutter die Geschwister vor Jahren einfach verlassen hat. Doch die Beiden wissen von Gran, dass das unmöglich ist, denn ihr Vater ist tot, erschlagen von einem wütenden Mann. Während die Kinder einerseits ihre Zeit mit dem Lesen von Stevensons „Die Schatzinsel“ verbringen, erzählen sie sich andererseits fantastische Geschichten über den Vater, der vielleicht Testpilot oder Geheimagent gewesen sein könnte.
Von Gran erfahren sie nicht viel und sie wird altersbedingt immer stiller und bleibt oft lange in ihrem Zimmer. Allmählich bereitet es auch Mühe, die schleichende Verwahrlosung im Haus bei den regelmäßigen Kontrollbesuchen vom Jugendamt zu verbergen. Alles jedoch wird völlig anders, als eines nachts Andrew Snow ins Haus eindringt und die drei gewissermaßen zu Geiseln macht. Er ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und hofft, mit Hilfe der Gefangengehaltenen die fahndenden Polizisten täuschen zu können.
Viel aufregender aber wird es noch, als sich herausstellt, dass Andrew Snow nicht zufällig hierher gekommen ist, denn – er ist der Vater der Kinder! Die schließlich die Wahrheit über die damaligen Ereignisse erfahren: bei einem Streit mit einem Verehrer der leichtfertigen Ehefrau hat er diesen im Affekt erschlagen und saß seither eine Gefängnisstrafe ab. Dass Gran den Kindern einen anderen Namen gegeben und ihnen Lügen über ihn aufgetischt hat, war ihr ganz persönliches, gut gemeintes Zeugenschutzprogramm.
Annie und ihr Vater kommen einander langsam näher, denn sie spürt, dass der schweigsame Vater ganz offensichtlich kein schlechter Mensch ist. Und so bringt sie es auch nicht fertig, ihn bei einem ihrer Einkäufe in der nahen Kleinstadt an die Polizei zu verraten, wie Rew es fordert. Bis der Vater schließlich selbst eine schwere Entscheidung für die Zukunft aller trifft, bleibt das recht düstere Geschehen spannungsgeladen. Dennoch darf man auf ein gutes Ende hoffen und auch deshalb ist dieser ebenso bewegende wie dramatische Familienroman eine wunderbare Lektüre für junge Leser ab 10 Jahre.

# Adina Rishe Gewirtz: Zebrawald (aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst); 253 Seiten; cbt Verlag, München; € 12,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) 

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: KJB 610 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.