HUGH HOWEY: LEVEL
Silo war eine im doppelten Sinne des Wortes abgrunddüstere Dystopie mit einer
Welt in einem 150 Stockwerke in die Erde reichenden Tiefbunker und einer Außenwelt, die
auch nach Jahrhunderten nach einer Katastrophe absolut lebensfeindlich ist.
Klaustrophobisch und packend war das geschrieben und mit einer Dramaturgie, die bis
zuletzt fesselte.
Nun lässt US-Autor Hugh Howey seinem Welterfolg mit Level eine Fortsetzung
folgen, die das vielfältige Geschehen mit dem offenen Ende jedoch nicht weitererzählt,
sondern die Vorgeschichte zum Inhalt macht. Das beantwortet nicht nur manche Fragen, die
Silo aufwarf, es setzt dem Ganzen auch eine kaum fassbare, verstörende
Ungeheuerlichkeit auf und rückt den Beginn der Ereignisse aus ferneren Jahrhunderten in
die gar nicht so ferne Zukunft des Jahres 2049.
Der junge Architekt Donald Keene ist in den Kongress gewählt worden und erhält von dem
mächtigen Senator Thurman der ihn protegiert hat einen Spezialauftrag. Aus
einem Entwurf aus Studentenzeiten für ein Superhochhaus soll er einen Supertiefbunker
für den Sicherheitsbereich einer Atommüllentsorgungsanlage im US-Staat Georgia fertigen.
Erst allmählich ahnt Donald, dass sich ganz Anderes dahinter verbirgt, denn weltpolitisch
wird die Lage wegen angeblicher Bedrohungen durch eine geheime Nano-Technologiewaffe des
Iran so brenzlig, dass den USA der Untergang droht.
Was Donald jedoch erst am Tag X erkennt, ist das apokalyptische Präventivszenario, an dem
Kreise um Senator Thurman mitgedreht haben mit infernalischen Folgen. Während die
bekannte Welt ausradiert wird, gelangen Eliten in Silo 1 in Sicherheit und die monströse
Wahrheit dahinter wurde aus der Selbstherrlichkeit über Leben und Tod der Clique aus
Washington geboren, die den atomaren Weltuntergang wegen der drohenden Gefahren
rechtfertigt: Wir mussten von der Erde verschwinden, um neu durchzustarten.
Und ohne Wissen Donalds wurden 49 weitere Silos derselben Art für jeweils einige tausend
Menschen gebaut, bei denen die Einhaltung der streng autoritären Verhaltensregeln nach
dem Buch der Weisung von Silo 1 aus kontrolliert wird. Die Kontrolleure
arbeiten in monatelangen Schichten, nach denen sie wieder auf Jahre in den Kryo-Sarg zum
totenähnlichen Tiefkühlschlaf gelegt werden. Um weder an der Erinnerung an die
barbarischen Vorgänge vor der Silo-Zeit noch an den endlosen klaustrophobischen
Verhältnissen irre zu werden, werden die Erinnerungen pharmazeutisch gelöscht.
Wächter Troy und später Donald scheinen jedoch nicht die Einzigen zu sein, die immun
dagegen sind oder heimlich die Einnahme unterbinden und es kommt zu harschen
Konfrontationen nicht nur in Silo 1. Doch selbst hier spielen sich Thurman und seine
Vertrauten noch als arrogante Herrscher über Leben und Tod für Tausende auf, wenn sie
bei ausbrechenden Revolten in einem der Silos den finalen Einsturzmechanismus aktivieren.
Aber auch die übrigen auf 500 Jahre angelegten Zukunftspläne haben es in sich.
Mehr jedoch sei von dem recht ruhig und detailliert erzählten und dennoch in den Bann
schlagenden Roman nicht verraten. Bis auf den Hinweis, dass die raffinierte Dramaturgie
zum Ende Juliette Nichol, die Heldin aus Silo, in Kontakt mit einer
geheimnisvollen Stimme treten lässt, von der der Leser weiß, dass diese aus Silo 1
kommt. Fazit: Level ist die würdige Fortsetzung des virtuosen Auftaktbandes,
für den eine hochkarätige Verfilmung bereits in Vorbereitung ist. Und man darf mit
größter Spannung auf Band 3 und die Auflösung der vielen angelegten Rätsel warten.
|