SABINE POESCHEL: STARKE MÄNNER,
SCHÖNE FRAUEN
Der Akt in der Kunst, das ist noch heute ein durchaus kontroverses Thema, belastet von
Vorurteilen und Fehlinterpretationen. Dabei gibt es ihn seit frühen Zeiten und in der
Antike feierte er vor allen bei den Griechen eine erste großartige Blüte.
Dem Thema hat sich nun Sabine Poeschel mit dem opulent aufgemachten Textbildband
Starke Männer, schöne Frauen. Die Geschichte des Aktes als eine umfassende
Lehrstunde zum Thema nicht nur für interessierte Laien gewidmet. In zehn Kapiteln bringt
die Kunsthistorikerin die komplexe Materie anschaulich und ausgesprochen fesselnd näher
und dies natürlich begleitet von einer Fülle von exemplarischen und immer wieder
großartigen Kunstwerken aller Epochen.
Vom hüllenlosen menschlichen Körper in den Idealformen griechischer Statuen über die
gemarterten Leiber von Sündern im Mittelalter und Botticellis Geburt der
Venus als bahnbrechendem Renaissancebild bis in die zunächst noch
skandalträchtigen Akte in der Neuzeit spannt die Expertin den Bogen bis in die Gegenwart.
Und sie stellt den Begriff des Aktes klar, der nicht einfach die Abbildung von Nacktheit
bedeutet: es bedarf der dezidierten Absicht, das Sujet des nackten Körpers künstlerisch
zu gestalten, es zu einem Thema der Kunst zu machen.
Eine wahre Kunstzeitreise zieht sich durch den Band und Poeschel gelingt die kompakte
Darstellung der Stilentwicklungen samt der gedanklich-theoretischen Hintergründe. Es wird
deutlich, dass die Künstler den Akt in der Regel nicht um seiner selbst willen abbildeten
sondern jeweils als Ausdruck einer künstlerischen Idee. Ebenso sachlich wie sensibel in
der Beschreibung wird dieser exquisite Band, der selbstredend das ein oder andere große
Kunstwerk in diesem in sich kompakten Gesamtüberblick nicht berücksichtigen kann, seinem
gesetzten und im Titel postulierten Ziel in kongenialer Weise gerecht.
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# Sabine Poeschel: Starke Männer, schöne Frauen. Die Geschichte des Aktes;
160 Seiten, ca. 100 Abb., Großformat; Philipp von Zabern, Darmstadt; 39,95
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)
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