BILLY CRYSTAL: „65“


Billy Crystal gehört zu den beliebtesten Hollywood-Stars der letzten Jahrzehnte, er feierte als Komiker und vielfacher Moderator der Oscar-Verleihungen große Erfolge. Zu seinem letztjährigen Eintritt ins Rentenalter verfasste er nun eine Art Autobiographie und überschrieb sie schlicht mit „65“.
Crystal gilt als dauergutgelaunt, als ausgesprochen netter Zeitgenosse und absoluter Familienmensch. Andererseits kann er auf eine sehr lange Karriere zurückblicken und wer dächte bei seinem Namen nicht unweigerlich an die zwei herausragenden Filmkomödien „Harry & Sally“ (mit dem hinreißend von Meg Ryan vorgetäuschten Orgasmus!) von 1989 und an „Reine Nervensache“ (1999), in der er Robert de Niro als Mafia-Boss von Depressionen heilen soll.
Munter und mit etlichen witzigen Passagen erzählt der Schauspieler mal von vielen Begegnungen mit Stars bis hin zu Boxlegende Muhammed Ali, mal von allerlei lustigen bis pfiffigen Ideen für Szenen oder als Ratschläge für ein gesundes Älterwerden. Doch genau hier beginnt das Bedauern, denn was könnte er wohl alles aus eigenem Erleben über Skurrilitäten oder den ein oder anderen Skandal in der Glitzerwelt erzählen – und tut es nicht.
Selbst aus den Dreharbeiten mit Über-Schauspieler de Niro schlägt er keine Funken und man wundert sich kaum, dass der große Mime auf intensivere Kontakte mit dem immer so gut aufgelegten Crystal verzichtete. Anekdoten gibt es dagegen reichlich und auch Kauziges über seine persönlichen Erfahrungen mit dem Altern. Das übrigens verbunden mit gut gemeinten Ratschlägen für ein gedeihliches Leben am eigenen Beispiel mit gesundem Essen und viel Wassertrinken.
Robin Williams, als Darsteller schräger Typen einer der ganz Großen, brachte es auf den Punkt: „Hollywood-Memoiren mit nur einer Ehefrau, einer liebevollen Familie, loyale Freunden – und ohne Entziehungsanstalt“. Viel Nettes und Amüsantes also von einem stets liebenswürdigen Star, den man gern als Nachbarn hätte. Nur warum Robin Williams diese Memoiren als „äußerst witzig und wahrhaft einzigartig“ bezeichnet, erschließt sich dem Leser nicht. Billy Crystal ist stolz auf sich und damit mit recht, seine Autobiographie aber ist wahre Schonkost geworden und wie die schmeckt, muss hier nicht extra ausgeführt werden.

# Billy Crystal: 65. Wo komme ich her? Wo geh ich hin? Und wo, verdammt, sind meine Schlüssel? (aus dem Amerikanischen von Stephan Gebauer); 347 Seiten, div. Abb.; Ullstein Verlag, Berlin; € 19,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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