GREGOIRE DELACOURT: IM ERSTEN
AUGENBLICK
Arthur Dreyfuss ist Automechaniker in einem kleinen Dorf in der Picardie. Abends genießt
der schüchterne junge Mann es regelmäßig, in T-Shirt und Boxershorts vorm Fernseher zu
hocken. Bis es am 15. September 2010 um exakt 19.47 Uhr an der Tür seines Häuschens
klopft und sich seine eingefahrene Welt total verändert.
Vor der Tür steht niemand Geringeres als sein absoluter Schwarm: Hollywood-Schönheit
Scarlett Johansson. Die etwas derangierte Diva und Arthur lächeln sich unwillkürlich an
und gefallen einander sofort sehr. Sie begehrt Einlass, denn sie will für ein paar Tage
untertauchen und natürlich bittet er sie nur zu gern herein. Damit eröffnet der
französische Erfolgsautor Gregoire Delacourt seine ebenso rührend intensive wie
bittersüße Liebesgeschichte Im ersten Augenblick.
Es entwickeln sich wunderbar unschuldige Szenen zwischen dem weltweit begehrten Star und
dem 20-Jährigen, der nicht nur ein ganz großer Kenner aller gängigen Hollywood-Größen
und ihrer Filme ist, er sieht zudem auch noch aus wie der kanadische Frauenschwarm Ryan
Gosling - nur besser. Der Leser ahnt es und auch Arthur ist nicht wirklich
enttäuscht, als ihm die zierliche Schönheit bald gesteht, nur eine Doppelgängerin der
echten Scarlett Johanssen zu sein. Was ihr allerdings immerhin dazu verhalf, als solche
auf Hochzeiten und in Supermärkten ein wenig Geld mit entsprechenden Auftritten zu
verdienen.
Jeanine Foucamprez heißt sie in Wahrheit und während die Beiden sich allmählich immer
näher kommen, scheint durch, dass sie eine schlimme Kindheit mit gravierenden psychischen
Folgen durchlitten hat. Doch auch Arthur ist durch ein dunkles Schicksal geprägt, denn
als Kind verlor er seine kleine Schwester auf grausige Weise. Der Vater verschwand und die
Mutter betäubt sich seither mit Musik von Edith Piaf und Alkohol.
Arthurs Gefühle für Scarlett/Jeanine werden bald zaghaft erwidert und doch enden die
sechs Tage der zarten Annäherung fatal. Die zutiefst verunsicherte Frau sehnt sich
danach, endlich nicht nur als der Filmstar sondern um ihrer selbst willen geliebt zu
werden. Und dann ist es ausgerechnet eine unglücklich unbedachte Liebeserklärung
Arthurs, die alles ins Wanken bringt.
Da fällt es schließlich schwer zu glauben, dass der echte Hollywood-Star gegen die
Verletzung und betrügerische Ausnutzung ihrer Persönlichkeitsrechte durch
diesen Roman gerichtlich vorgegangen ist. Ob sich Scarlett Johansson im Endeffekt damit
wirklich durchsetzt, erscheint fraglich, zumal die Geschichte eher eine Hommage an die
Künstlerin ist. Und man sich im Übrigen unbedingt eine Verfilmung wünschen würde
selbstredend mit ihr in der Hauptrolle!
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