RÜDIGER DINGEMANN: MITTEN IN
DEUTSCHLAND
25 Jahre nach Mauerfall und Grenzöffnung stellt Rüdiger Dingemann mit dem großen
Textbildband Mitten in Deutschland. Entdeckungen an der ehemaligen Grenze
Vergangenheit und Gegenwart jenes Gebiets vor, auf dem Deutschland nicht nur durch eine
Grenze geteilt war, sondern seit 1961 mit Mauern, Zäunen, Stacheldraht sowie mit
Selbstschussanlagen eine hermetische und lebensgefährliche Abgrenzung zwischen Ost und
West hatte.
Was einst im Niemandsland der Geschichte lag und Landschaften und Dörfer zerschnitt,
wurde inzwischen zum Grünen Band, Deutschlands größtem Naturschutzgebiet,
von dem vier Bereiche sogar zu Unesco-Biosphärenreservaten erklärt wurden. Diesem rund
1400 Kilometer langen Band entlang der einstigen Demarkationslinie folgte der Autor von
der Ostsee bei Travemünde bis zum Dreiländereck bei Hof in Bayern mit der Brücke
der Deutschen Einheit als Endpunkt seiner mehrjährigen Expedition.
Eingeteilt hat er seinen reich bebilderten Erkundungsbericht in die vier Kapitel Von
der Ostsee bis an die Elbe, Vom Wendland bis an den Harz, Vom Harz
bis in die Rhön und Von der Rhön bis ins Vogtland. Die Trennung der
Menschen ist dabei ebenso ein Thema wie die reiche Kulturgeschichte der Landschaften. Da
wird auch Skurriles geschildert wie die Dorfrepublik Rüterberg, aber auch
Dramatisches wie die wagemutigen Demontagen von Selbstschussanlagen durch Michael
Gartenschläger, der bei seiner dritten Aktion von DDR-Grenzern erschossen wurde.
Immer wieder werden wunderschöne, teils kaum bekannte, vor allem aber natürliche
Landstriche vorgestellt, die sich seit 1989 nach ihrem Dasein als Todesstreifen ungestört
zu Naturidyllen entfalten konnten. Wo einst Grenzanlagen und Minenfelder Deutschland von
Nord bis Süd durchschnitten, bietet heute das Grüne Band über 1200
bedrohten Tier- und Pflanzenarten einen geschützten Lebensraum. Fazit: ein hervorragend
gemachter Bildband zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls, der unter den Publikationen
zu diesem Anlass unverzichtbar ist.
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