TOM MOORHOUSE: „RIVER SINGERS“


„Aufbruch ins Ungewisse“ heißt der Auftaktband zu einer Romanserie um die „River Singers“. Diese possierlichen Tiere gehören zu den Schermäusen (biol. Arvicola), die wegen ihrer engen Verbundenheit zum Wasser auch als Wasserratten bezeichnet werden. Autor ist Tom Moorhouse, Zoologe an der Oxford University.
Alles setzt ein im behaglichen Bau, in dem Sylvan mit seinem Bruder Orris und seinen Schwestern Aven und Fern aufwächst, wohlbehütet von ihrer Mutter. Die Vier können es gar nicht erwarten, zum ersten Mal nach draußen und an den Großen Fluss gehen zu dürfen. Dieser Fluss wird auch Sinethis genannt und er hat eine geheimnisvolle mythische Bedeutung für die Schermäuse.
Die Freude der Kleinen ist groß, als sie endlich den blauen Himmel und das Wasser sehen und frische Grashalme kosten dürfen. Doch ihre Mutter warnt auch vor den allgegenwärtigen Fressfeinden am Boden und in der Luft. Wenn es gefährlich werde, biete nur der Fluss Schutz, unter der Oberfläche oder auch in einem der nur dort zugänglichen Bauten. Dann jedoch droht eine neue Gefahr, ein unbekanntes Grauen schleicht sich des Nachts in den Bau und schließlich ist die Mutter fort.
Nach zwei Tagen bangen Wartens, in denen sich bereits die garstige Nachbarin Valera in ihrem Territorium breitmachen will, wird es zur Gewissheit für Sylvan und seine Geschwister, dass sie weggehen und sich ein neues, sicheres Zuhause suchen müssen. Und damit beginnt ihr Aufbruch ins Ungewisse, der immer wieder von lebensgefährlichen Abenteuern begleitet ist. Mal entkommen sie nur mühsam einem Reiher, mal schnappt ein Fuchs bedrohlich zu, mal gerät Sylvan in einen vermeintlich leeren Bau und sieht sich einem großen, natürlichen Fressfeind gegenüber, einer Ratte.
Hier jedoch gelingt es dem mutigen kleinen Kerl, die hässliche Ratte nicht nur zu besänftigen, sie freunden sich sogar vorsichtig an. Was auch etwas damit zu tun hat, dass dieser Fodur selbst Angst vor einigen unangenehmen Rivalen hat. Mit ihm, der so herrlich witzig-falsch spricht, im Schlepptau geht es weiter auf der strapazenreichen Suche. Mag es zwischen den vier Schermäusen und dem kauzigen Fodur auch manchen amüsanten Dialog geben, so sorgen die immer neuen heiklen Situationen für ständigen Nervenkitzel.
Bis etwas passiert, was selbst die erfahrene Mutter offenbar nicht vorausgesehen hat: es taucht ein Feind auf, der nicht nur groß und lebensgefährlich ist – er scheut das Wasser ebenso wenig wie sie und er kann sogar mindestens so gut schwimmen wie Schermäuse. Wohin also sollen sie sich vor ihm retten?!
Das Alles ist wunderbar geschrieben mit liebevoll gezeichneten Charakteren. Und es bleibt durchweg in der authentisch dargestellten Natur und damit völlig zeitlos. Familie, Freundschaft und Zusammenhalt sind ganz wesentliche Aspekte und bei aller oft atemlosen Spannung erheitern dann wieder lehrreiche Anekdoten.
Einiges erinnert dabei an Kinderbuchklassiker wie „Der Wind in den Weiden“ (Kenneth Grahame) und „Unten am Fluss“ (Richard Adams) und auch bei den ebenso anspruchsvollen wie kindgerechten „River Singers“ besteht berechtigte Hoffnung, dass sie sich zu einem dauerhaften Bücherschatz entwickeln. Jedenfalls dürfen sich alle jungen Leser ab etwa 10 Jahre schon jetzt auf Fortsetzungen dieser Naturabenteuerreihe freuen.

# Tom Moorhouse: Rivers Singers – Aufbruch ins Ungewisse (aus dem Englischen von Leonard Thamm); 219 Seiten, ill.; Rowohlt Rotfuchs; Reinbek; € 12,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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