THOMAS D. SEELEY:
BIENENDEMOKRATIE
Honigbienen zählen zu den wichtigsten Nutztieren überhaupt, doch die Irrtümer über
ihre Staatsbildung sind immens. Wer da meint, die sichtbar größere Königin sei nicht
nur die überlebenswichtige Eierproduzentin des jeweiligen Volkes sondern auch dessen
allwissende und alles bestimmende Herrscherin, liegt völlig falsch.
Der amerikanische Bienenforscher Thomas D. Seeley hat vielmehr in jahrzehntelanger Arbeit
auf wissenschaftlicher Basis erkundet, dass solch ein Bienenvolk sogar eine lupenreine
Demokratie praktiziert. In seinem ebenso profunden wie leicht verständlich geschriebenen
Sachbuch Bienendemokratie. Wie Bienen kollektiv entscheiden und was wir davon lernen
können breitet der Professor für Neurobiologie und Verhalten an der Cornell
University diese faszinierenden Erkenntnisse aus.
In akribischer Feinarbeit hat Seeley das Wesen einer solchen Bienenstaatsstruktur
untersucht und eine erstaunlich umfassende Schwarmintelligenz nachgewiesen. Die
Kommunikation erfolgt über den sogenannten Schwänzeltanz und wenn dann
Kundschafterinnen ausschwärmen zur Erkundung eines neuen Nistplatzes, vermessen sie den
aufs gründlichste. Ihr Ergebnis teilen sie im Volk mit, andere Kundschafterinnen
überprüfen die Mitteilungen noch einmal und schließlich wird durch entsprechende
Schwänzeltänze Überzeugungsarbeit geleistet, die dann zu Mehrheitsmeinungen führt.
Im Stile von Basisdemokratie wird dem Abstimmungsergebnis umgehend gefolgt und natürlich
folgt auch die Königin dieser demokratischen Willensbildung. Eine der
verblüffenden Erkenntnisse Seeleys ist dabei die Art und die Kraft dieser
Schwarmintelligenz, deren kollektive Klugheit er recht einfach erklärt: die 1,5 Kilogramm
Bienen in einem Schwarm bilden geballt eine ähnliche Denkkraft wie die 1,5
Kilogramm Neuronen im menschlichen Gehirn, obwohl die einzelne Biene für sich jeweils nur
über ein Minimum an Intelligenz und Information verfügt.
Seeley versteht es auf unterhaltsame Weise und durch die Vermeidung von zu viel
Fach-Chinesisch dieses an sich recht komplexe Wissen darzustellen. Die Ausführungen über
die jahrelangen Untersuchungen und Experimente fesseln den interessierten Leser außerdem
auch dank der vielen Bilder und zeichnerischen Darstellungen.
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